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Fehlzeiten-Report 2015: Mehr als jeder fünfte Auszubildende zeigt riskantes Gesundheitsverhalten

ID: 1258624


(ots) - Auszubildende weisen zum Teil erhebliche Defizite
bei Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten auf. Dies zeigt die
erste repräsentative Befragung zur Gesundheit von Auszubildenden im
Fehlzeiten-Report 2015 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
(WIdO). Ein Drittel der Auszubildenden berichtet über häufig
auftretende körperliche und psychische Beschwerden.
Gesundheitsgefährdendes Verhalten wie wenig Bewegung, schlechte
Ernährung, wenig Schlaf, Suchtmittelkonsum oder übermäßige Nutzung
der digitalen Medien ist bei jedem fünften Auszubildenden zu
beobachten. Bei beinahe jedem zehnten Befragten treten
gesundheitliche Beschwerden und gesundheitsgefährdendes Verhalten
gleichzeitig auf. "Es braucht gesundheitsförderliche Maßnahmen, die
auf die speziellen Bedürfnisse der Auszubildenden abgestimmt sind",
sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und
Mitherausgeber. "Betriebliche Gesundheitsförderung für diese
Zielgruppe stellt auch einen Wettbewerbsfaktor für die Unternehmen
dar. Mittelfristig werden in vielen Branchen und Regionen gesunde
Auszubildende händeringend gebraucht." Der Fehlzeiten-Report macht
deutlich, wie wichtig zielgruppenspezifische Präventionsangebote
sind, die auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen.

Ende 2014 gab es knapp 1,4 Millionen Auszubildende in Deutschland,
ca. 37.000 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Vor dem Hintergrund
der demografischen Entwicklung haben Unternehmen zunehmend
Schwierigkeiten, die vorhandenen Ausbildungsstellen zu besetzen.
Junge und gut ausgebildete Fachkräfte nützen dem Unternehmen nur,
wenn sie gesund und leistungsfähig sind und auch bleiben. Die erste
repräsentative Studie zum Gesundheitszustand der Auszubildenden in
Deutschland, für die rund 1.300 Auszubildende Anfang des Jahres 2015
befragt wurden, zeigt jedoch, dass dies nicht überall gegeben ist.





Zahlreiche körperliche und psychische Gesundheitsbeschwerden

Wie bei jüngeren Beschäftigten zu erwarten ist, schätzen vier von
fünf Auszubildenden (83,6 Prozent) ihren allgemeinen
Gesundheitszustand selbst als gut oder sehr gut ein. Zugleich
berichten mehr als die Hälfte der Auszubildenden (56,5 Prozent) über
häufige körperliche Beschwerden und 46,1 Prozent auch über psychische
Beschwerden. So klagt jeder vierte Auszubildende über häufige
Kopfschmerzen (25,7 Prozent), mehr als jeder fünfte leidet häufig an
Rückenschmerzen (21,1 Prozent) und Verspannungen (22,1 Prozent). Bei
häufig auftretenden psychischen Beschwerden wurden vor allem
Müdigkeit/Mattigkeit/Erschöpfung (36,0 Prozent),
Lustlosigkeit/Ausgebranntsein (15,1 Prozent), Reizbarkeit (10,7
Prozent) und Schlafstörungen (10,0 Prozent) genannt.

Problematisches Gesundheitsverhalten

Da das Gesundheitsverhalten einen maßgeblichen Einfluss auf den
aktuellen und auch zukünftigen Gesundheitszustand hat, ist es wichtig
zu wissen, ob sich Auszubildende ausreichend bewegen, gesund ernähren
oder ausreichend schlafen. Wie bei jüngeren Menschen zu erwarten,
zeigen sich hier teilweise Defizite in den Bereichen Bewegung,
Ernährung und Schlaf sowie im Umgang mit Suchtmitteln und digitalen
Medien. Ein Viertel der Auszubildenden ist kaum sportlich aktiv (26,1
Prozent). 27 Prozent der Befragten nehmen kein regelmäßiges Frühstück
zu sich, und 15,8 Prozent verzichten auf ein tägliches Mittagessen.
Zu den gesundheitsproblematischen Essgewohnheiten zählt darüber
hinaus ein hoher Konsum an Fast-Food und zuckerhaltigen
Lebensmitteln: Mehrfach pro Woche konsumieren 17,0 Prozent Fast-Food
und 57,4 Prozent Süßigkeiten. Weibliche Auszubildende essen häufiger
Süßigkeiten, während Männer zu einem höheren Anteil
Fast-Food-Produkte zu sich nehmen.

Problematisch erscheint, dass mehr als ein Drittel der männlichen
Auszubildenden und jede vierte weibliche Auszubildende werktags mit
weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht die Arbeit antreten -
obwohl sie in ihrer Lebensphase eigentlich mehr Schlaf benötigen.
Dies empfindet ein Teil der Auszubildenden selbst als zu wenig: Mehr
als 12 Prozent fühlen sich wochentags in Arbeit und Schule "fast nie"
oder "niemals" ausgeruht und leistungsfähig. Darüber hinaus raucht
mehr als jeder dritte Auszubildende und fast jeder Fünfte zeigt einen
riskanten Alkoholkonsum.

Nahezu jeder zehnte Auszubildende pflegt einen risikobehafteten
Gesundheitsstil

Werden Auszubildende hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen
Lebensweise und ihrer individuellen Gesundheitsbeschwerden in
entsprechenden Gesundheitsstilgruppen kategorisiert, zeigt sich: Mehr
als die Hälfte der Auszubildenden (54,3 Prozent) lebt
gesundheitsbewusst und hat kaum körperliche und psychische
Gesundheitsbeschwerden. Sie bilden die größte Gruppe der
Auszubildenden.

Dagegen erreicht das Gesundheitsverhalten bei mehr als jedem
fünften Auszubildenden (21,9 Prozent) einen überdurchschnittlichen
Gefährdungswert. Kriterien für diesen Typ sind beispielsweise,
weniger als einmal im Monat einer sportlichen Betätigung nachzugehen
oder mindestens einmal die Woche übermäßigen Alkohol zu trinken. Mehr
als die Hälfte dieser Auszubildenden hat trotz dieser hohen
gesundheitlichen Gefährdung nur wenige Gesundheitsbeschwerden (12,6
Prozent aller Auszubildenden). Bei den Auszubildenden mit
"risikobehafteten" Gesundheitsstil (9,3 Prozent) trifft ein
ungesunder Lebensstil bereits mit körperlichen und psychischen
Beschwerden zusammen.

Deutliche Auswirkungen auf Ausbildung und Schule

Es zeigt sich erwartungsgemäß, dass Auszubildende mit einem
gesundheitsbewussten Stil die Arbeitsbedingungen wie auch die der
Belastungssituation im Betrieb insgesamt positiver wahrnehmen. So
schätzen diese definierten gesunden Auszubildenden ihre
Arbeitsbedingungen in nahezu allen Aspekten am positivsten ein. Die
Gruppe der risikobehafteten Auszubildenden nimmt eine deutlich
kritischere Bewertung vor. Von ihnen fühlen sich 14,2 Prozent nicht
angemessen im Betrieb gefordert, von den gesunden Auszubildenden
sagen dies nur 5,7 Prozent. Jeder Vierte (28,5 Prozent) der
risikobehafteten Befragten sieht die beruflichen Entwicklungschancen
pessimistisch, die gesunden Auszubildenden sind mit 12,5 Prozent
optimistischer. Auch das Verhalten des Vorgesetzten bewerten sie
unterschiedlich: Während ein Fünftel der risikobehafteten
Auszubildenden (20,6 Prozent) bemängelt, dass sich ihr Vorgesetzter
nicht ausreichend Zeit für sie nimmt, liegt der Vergleichswert bei
gesunden Auszubildenden deutlich niedriger (8,6 Prozent).

Hohe Zufriedenheit mit den Ausbildungsbetrieben

Alles in Allem stellen die Auszubildenden der Gesamtsituation in
ihren Betrieben ein positives Zeugnis aus: Drei Viertel der
Auszubildenden (73,7 Prozent) sind zufrieden bzw. sehr zufrieden,
lediglich 6,1 Prozent sind nicht zufrieden. Aber auch hier macht sich
der Einfluss der Gesundheitsstile bemerkbar: Während mehr als jeder
zehnte der risikobehafteten Auszubildenden (10,9 Prozent) mit der
Arbeit im Betrieb nicht zufrieden ist, sind dies bei den gesunden
Auszubildenden nur 3,3 Prozent. Es ist zu vermuten, dass eine hohe
Zufriedenheit mit einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss sowie
einer Weiterbeschäftigung im Ausbildungsbetrieb einhergeht.

Großes Interesse an betrieblichen Gesundheitsangeboten

Die Befragung zeigt, dass die Auszubildenden gegenüber
betrieblichen Gesundheitsangeboten sehr aufgeschlossen sind. Fast
drei Viertel der Auszubildenden halten Gesundheitsförderangebote des
Betriebs für gut. Fast zwei Drittel von ihnen würden speziell auf
Auszubildende zugeschnittene betriebliche Angebote bevorzugen. "Die
Studienergebnisse zeigen auch, dass von Seiten der Auszubildenden ein
hoher Bedarf an Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung
besteht. Für Unternehmen, die dies erkennen, bietet sich die Chance,
Fehlzeiten bei Auszubildenden frühzeitig zu begegnen. Dafür sollten
sie von Beginn an zielgruppengerechte gesundheitsförderliche Angebote
entwickeln", so Schröder.

Krankenstand: Psychische Erkrankungen nehmen wieder zu

Insgesamt ist der Krankenstand bei den elf Millionen
AOK-versicherten Arbeitnehmern im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr
mit einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkt fast gleich geblieben und
liegt nunmehr bei 5,2 Prozent. Damit hat jeder Beschäftigte im
Durchschnitt 18,9 Tage aufgrund einer ärztlichen
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Betrieb gefehlt.

Bei Betrachtung der Fehlzeiten nach ursächlichen Krankheitsarten
fällt auf: Psychische Erkrankungen sind im Durchschnitt wieder
deutlich angestiegen. Nach einer Stagnation im Jahr 2013 legten sie
entsprechend dem langjährigen Trend vor 2013 mit 9,7 Prozent wieder
deutlich zu. Sie führen außerdem zu langen Ausfallzeiten. Mit 25,2
Tagen je Fall dauerten sie mehr als doppelt so lange wie der
Durchschnitt mit 11,9 Tagen je Fall im Jahr 2014.

Der Fehlzeiten-Report, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK
(WIdO), der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für
Technik Berlin herausgegeben wird, informiert jährlich umfassend über
die Krankenstandsentwicklung in der deutschen Wirtschaft und
beleuchtet dabei detailliert einzelne Branchen. Schwerpunkt in diesem
Jahr sind Beschäftigtengruppen, die bisher weniger im Fokus gestanden
haben.

Hinweis an die Redaktionen

Die vollständige Pressemitteilung inklusive Abbildungen sowie
weitere Informationen und Bildmaterial finden Sie auf
www.aok-presse.de und www.wido.de.



Ihr Kontakt zum AOK-Bundesverband:
Kai Behrens
030 / 346 46 2309
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Datum: 07.09.2015 - 04:00 Uhr
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