Tibet: Drei neue Selbstverbrennungen in vier Tagen / Besorgniserregende Entwicklung in Nordosttibet / Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet steigt auf 58
(ots) - In Nordosttibet haben sich unabhängig voneinander
innerhalb von nur vier Tagen drei Tibeter selbst angezündet. Alle
drei Selbstverbrennungen ereigneten sich im Landkreis Sangchu (chin.:
Xiahe) in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan),
die verwaltungsmäßig zur Provinz Gansu gehört. Alle drei Tibeter
erlagen dabei ihren schweren Brandverletzungen. "Die Zuspitzung in
Nordosttibet belegt, wie prekär die Situation in Tibet ist. Die
chinesische Regierung muss in einen Dialog mit Tibetern treten, ihre
Repressionen einstellen und eine andere Tibetpolitik umsetzen",
forderte Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for
Tibet (ICT).
Zwei der drei Selbstverbrennungen fanden im Umfeld des Klosters
von Labrang statt, das zu den bedeutendsten religiösen Stätten des
tibetischen Buddhismus zählt. Labrang war damit zum ersten Mal
Schauplatz einer Selbstverbrennung, deren Zahl auf insgesamt 58 seit
Februar 2009 gestiegen ist. Offenbar hat sich sie Region im Nordosten
Tibets zu einem Schwerpunkt der Serie von Selbstanzündungen
entwickelt; allein fünf der sechs bislang bekanntgewordenen Fälle im
laufenden Monat fanden in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho
statt.
Wie bekannt wurde, setzte sich der knapp sechzig Jahre alte Dorje
Rinchen heute Nachmittag gegen 15.30 Uhr Ortszeit vor dem
Gyugya-Markt in Labrang selbst in Brand. Exiltibetischen Quellen mit
Kontakten in die Region zufolge soll er wenig später daran verstorben
sein. Wie die Quellen weiterhin mitteilen, soll die lokale
Bevölkerung verhindert haben, dass sich die staatlichen
Sicherheitskräfte Dorje Rinchens Leichnams bemächtigten. Stattdessen
sei dieser nach Hause in das zwei Kilometer entfernte Dorf Sayi
gebracht worden.
Dorje Rinchen hatte seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von
Brot im Kloster Labrang verdient. Er hinterlässt eine Frau und zwei
Kinder. Inzwischen hat auch die staatliche chinesische
Nachrichtenagentur die Selbstverbrennung Dorje Rinchens bestätigt.
Bereits einen Tag zuvor hatte sich die erste Selbstverbrennung im
Kloster Labrang ereignet. Der Tibeter Dhondup hatte sich am 22.
Oktober neben dem Klostereingang in Brand gesetzt. Exilquellen
zufolge soll er drei Tage davor 20 Liter Benzin gekauft haben. Die
Behörden händigten den Leichnam Dhondups seiner Familie aus. Offenbar
fürchteten sie den Protest der lokalen Bevölkerung, sollte es den
Angehörigen unmöglich sein in der traditionell gebotenen Weise
Abschied von dem Verstorbenen zu nehmen. Ein aus Labrang stammender
und jetzt im Exil lebender Tibeter berichtete: "Er sagte immer, dass
wir ein sehr schwieriges Leben unter den chinesischen Behörden hätten
und dass die Chinesen uns foltern und auf uns herabsehen. Zu jungen
Menschen sagte er, ihr Leben sei besonders wichtig für die Zukunft
Tibets". Daher, so der Exiltibeter weiter, betonte Dhondup, dass sich
ältere, und nicht junge Tibeter verbrennen sollten.
Am Samstag, 20. Oktober, hatte sich im selben Landkreis ein junger
Tibeter namens Lhamo Kyab ebenfalls in Brand gesetzt. Ort des
Geschehens war das Kloster Bora. Lhamo Kyab soll, bereits in Flammen
stehend, durch die Straße des Ortes gelaufen sein und nach der
Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet gerufen haben. Er hinterlässt den
verfügbaren Informationen zufolge eine Frau und zwei Kinder.
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
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Tel.: +49 (0) 30 27879086
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E-Mail: presse(at)savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit
größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der
Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes
ein.
ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London
und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu,
Nepal.
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Datum: 23.10.2012 - 12:18 Uhr
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