Interview mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan zurÜbergabe des Forschungsflugzeugs "HALO" am 20. August in Oberpfaffenhofen (BILD)

(ots) - 
   Frau Schavan, das neue Forschungsflugzeug HALO soll die 
Klimaforschung in Deutschland und Europa voranbringen. Aber ist ein 
solches Flugzeug wirklich nötig?
   Schavan: Wir müssen die Prozesse besser verstehen lernen, die sich
in unserer Atmosphäre abspielen. Nur so können wir uns auf den 
Klimawandel einstellen und die nötigen politischen Entscheidungen 
treffen. Wie bilden sich extreme Wetterereignisse? Wie kommt es zu 
Ozonstörungen in großen Höhen? Forschungsflugzeuge sind für die 
Atmosphärenforschung unverzichtbar: Sie schließen die Lücke zwischen 
den Beobachtungsstationen auf der Erde und den Satelliten im All. Im 
Vergleich zum Satelliten haben Flugzeugmessungen eine bessere 
räumliche Auflösung und den Vorteil, auch sehr komplizierte 
Instrumente tragen zu können. Mit HALO baut Deutschland seine 
Spitzenposition in der Atmosphärenforschung aus.
   Was ist HALO eigentlich genau?
   Schavan: Die Abkürzung steht für High Altitude and Long Range 
Research Aircraft - es handelt sich also um ein Flugzeug, das sehr 
weit und sehr hoch fliegen kann. Konkret schafft es mit nur einer 
Tankfüllung mehr als 8000 Kilometer - das reicht, um alle Regionen 
von den Polen bis zu den Tropen und den abgelegenen Gebieten des 
Pazifiks zu erreichen. In der Höhe kommt es bis auf 15 Kilometer - so
werden Messungen in der unteren Stratosphäre möglich. Das ist 
faszinierend, nicht nur für Technikbegeisterte. HALO ist eine 
technische Meisterleistung: An Bord finden mehr als doppelt so viele 
Instrumente Platz wie in einem älteren Forschungsflugzeug. Sie 
erlauben die umfassende Erforschung komplexer atmosphärischer 
Zusammenhänge.
   Wie kann man sich das als Laie vorstellen: Was genau kann HALO 
erforschen?
   Schavan: Die Umweltforscher haben zahlreiche Missionsvorschläge 
erarbeitet. Zum Beispiel geht es um die Lebensdauer von Schadstoffen 
und verschiedenen Treibhausgasen. Wir wollen die stark steigenden 
Schadstoffemissionen in Europa, Nordamerika und Asien vermessen und 
ihre Wirkung auf die Atmosphäre bestimmen. Die Folgen der globalen 
Erwärmung sind ja schon deutlich auszumachen. Investitionen in den 
Klimaschutz lohnen sich in doppelter Hinsicht. Sie tragen dazu bei, 
unseren Lebensraum für künftige Generationen zu erhalten. Zugleich 
bieten sie neue Chancen für unsere Wirtschaft. Mit den HALO-Missionen
wird der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt. Darum hat das 
Bundesforschungsministerium rund 50 Millionen Euro zu den 
Gesamtkosten des Projekts von 74 Millionen Euro beigetragen. Es ist 
eingebettet in die europäische Forschungslandschaft, das heißt, das 
Flugzeug wird Forschern in ganz Europa zur Verfügung stehen. 
Betrieben wird es übrigens von der Forschungsflugabteilung des DLR, 
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.
   Von wegen Klimawandel: Immer wieder werden Zweifel laut, ob die 
Warnungen vor dem Klimawandel nicht übertrieben sind.
   Schavan: Es geht nicht darum zu diskutieren, ob nun wirklich alle 
Klimasimulationen so und nicht anders eintreffen werden. Es geht 
darum, dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Wir müssen handeln, um 
den Klimawandel einzudämmen, wir müssen Projekte beginnen, um mehr 
über ihn zu lernen. Die Inbetriebnahme von HALO ist dabei ein 
wichtiger Schritt. Sie zeigt: Wissenschaft hilft mit, die Erde für 
kommende Generationen zu bewahren. Dabei haben wir schon einiges 
geleistet: So waren die CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2010 um
24 Prozent geringer als 1990, und dass bei wachsender Wirtschaft. Zur
"Grünen Ökonomie", wie sie beim Rio+20-Gipfel im Juni diskutiert 
wurde, leistet Deutschland einen wichtigen Beitrag. Vor allem aber 
wollen wir die Energieversorgung in unserem Land neu ausrichten, das 
Stichwort heißt Energiewende. Das zeigt, dass wir unsere 
Verantwortung für die Umwelt überaus ernst nehmen. Gelingen kann das 
nur, wenn Wissenschaft, Politik und Wirtschaft eng zusammenarbeiten.
   Welche Rolle genau spielt die Forschung?
   Schavan: Forscherinnen und Forscher arbeiten daran, neue Wege zu 
finden, um unsere Umwelt und damit unsere Lebensgrundlagen zu 
schützen. Es gibt in Deutschland eine lange Tradition, Forschung und 
Entwicklung in den Dienst der Nachhaltigkeit zu stellen. Daran 
knüpfen wir an, nehmen Sie nur die nationale 
Nachhaltigkeitsstrategie. Oder das Wissenschaftsjahr "Zukunftsprojekt
Erde": Mit den Bürgern wollen wir darüber diskutieren, wie wir 
künftig leben und wirtschaften wollen. In Städten, Gemeinden und 
Landkreisen werden Ideen rund um die nachhaltige Entwicklung 
gesammelt, 3,5 Millionen Euro stellt das Bundesforschungsministerium 
für diese "ZukunftsWerkStadt" bereit. Jeder kann mitmachen.
   Müssen wir unser Leben ändern?
   Schavan: Ja, um die Lebenschancen künftiger Generationen zu 
bewahren, müssen wir unser Leben an vielen Punkten neu ausrichten. 
Wir müssen vor allem ein neues Verständnis von dem entwickeln, was 
wir unter Wachstum verstehen. Es muss dem Wohle der Menschen dienen, 
also nachhaltig sein. Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Verlust 
der Artenvielfalt gehen uns alle an. HALO hilft, sich diesen 
Herausforderungen zu stellen. Es nicht nur eines unserer wichtigsten 
Großgeräte der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung. Es ist 
ein globales Werkzeug. Von ihm erhoffe ich mir einen hohen 
Erkenntnisgewinn.
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Gabriele Hermani
Referatsleiterin LS4 
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Datum: 20.08.2012 - 03:00 Uhr
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