Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Haiti
(ots) - Der Karibikstaat Haiti ist Leid gewohnt. 200 
Jahre wurde die Bevölkerung von Despoten ausgebeutet und 
drangsaliert. Doch auch die Gegenwart verlangt den Haitianern eine 
Menge ab. Als sei die Erdbeben-Katastrophe vor zwei Jahren nicht 
genug, erleben sie nun eine untätige Politik, eine schwache 
internationale Gemeinschaft und die Ausbreitung der Cholera. Haiti 
kämpft nicht nur mit den Folgen eines dramatischen Naturereignisses, 
sondern auch mit der Frage, welcher Weg aus der Krise heraus führt. 
Präsident Michel Martelly verspricht viel, kümmerte sich aber in den 
ersten sechs Monaten seiner Amtszeit lieber um Mehrheiten im 
Parlament. Eine wichtige Weichenstellung - keine Frage. Angesichts 
von 500 000 Menschen, die immer noch in Obdachlosencamps leben, aber 
wohl nicht die zentrale Problematik, die es zu lösen gilt. An erster 
Stelle müsste die Unterstützung der Hilfsorganisationen beim 
Wiederaufbau stehen. Die Regierung tritt aber nicht als 
organisierende Autorität auf, sondern als untätig konzeptloses 
Gremium. So werden beispielsweise tausende Fertighäuser ins Land 
importiert, anstatt mit der Bevölkerung gemeinsam mehr Wohnraum zu 
schaffen. Der Präsident fördert lieber die Abhängigkeit von anderen 
Staaten und den Aufbau einer eigenen Armee, anstatt die 
Eigenständigkeit des Landes voranzutreiben. Hinzu kommen Korruption 
und Bürokratie, die immer größere Blüten treiben. Die Leidtragenden 
sind abgesehen von den Haitianern vor allem die Hilfsorganisationen, 
die in ihrer Arbeit behindert werden. Das kann sich Haiti aber nicht 
leisten. Viele Nicht-Regierungsorganisationen verlassen inzwischen 
das Land, weil die Finanzierung ihrer Projekte nicht garantiert ist 
oder sie in den Fängen der Korruption zu ersticken drohen. Auch die 
internationale Gemeinschaft ist im Wiederaufbau keine verlässliche 
Größe. Es brauchte sogar externe Fachleute, um nachzuweisen, dass 
ausgerechnet die UN-Blauhelme für die Verbreitung der Cholera 
verantwortlich waren. Mit 4,6 Milliarden US-Dollar hat die 
internationale Gemeinschaft außerdem gerade einmal die Hälfte des 
zugesagten Geldes freigegeben. Hilfsorganisationen fürchten, dass die
Versprechungen nicht eingehalten werden.  Es gibt aber auch gute 
Nachrichten: 750 000 Kinder gehen laut eines Unicef-Berichts wieder 
zur Schule, 120 000 Kinder nutzen Spiel- und Lernmöglichkeiten in 530
betreuten Spielzonen. Außerdem haben 1,5 Millionen Menschen einen 
Zugang zu sauberem Trinkwasser. Diese Zahlen zeigen, worauf es 
wirklich ankommt. Den Menschen muss wieder Hoffnung gegeben werden. 
Das funktioniert aber nur dann, wenn die Regierung endlich versteht, 
dass sie den Wiederaufbau strukturieren und leiten muss. Nur dann hat
Haiti eine Chance, irgendwann einmal wieder seinen Ruf aus den 
Anfängen des 19. Jahrhunderts zurückzuerobern: als Perle der 
Antillen.
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Datum: 11.01.2012 - 14:00 Uhr
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