Kossa, der andere Bunker ! | OA News
Beobachtungen, Eindrücke, Feststellungen, aufgeschrieben nach einem Besuch des
Militärmuseums Kossa im Oktober 2010. Suche nach geheimen Schatz erfolglos !

(businesspress24) - Das Militärmuseum Kossa präsentiert sich im Internet ohne Exkurs in die Geschichte,
dafür mit einem Satz im Blickfang, Zitat: „In der letzten Phase des Kalten Krieges war
diese Bunkeranlage der geheime Schatz des Warschauer Pakts". Zitat Ende.
Eine tolle, interessante, schlagfertige wie auch magnetisch wirkende Schlagzeile. Was
steckt dahinter? Die Neugierde ist groß, welch ein Geheimnis wird hier gelüftet.
Die Spannung steigt, keine Aussage, das Geheimnis besteht fort. Den Museumsführer will
ich nicht in Not bringen, ein Beitrag mit dem Titel „Gehirn der Heide" im „Spiegel-
Online"- Heft 14/ 2010 glaubt das Geheimnis zu lüften.
Dieser Beitrag enthält mehr Antworten, wirft auch viele Fragen auf. Doch welche
Antworten sind das ?. Sie begleiten mich über zwei Stunden Führung, ziehen sich wie
ein roter Faden durch die Anlage. Die Antworten sind mir nicht fremd, bekommen hier
ein Gesicht.
Hervorgehoben und betont wird die Rolle Kossa als Armeeführungsstelle im Kriegsfall.
Für welche Armee eigentlich ? Die vermutete Armee gab es hier nicht, ihr Raum der
operativen Zweckbestimmung lag weit im Süden der DDR. Eine andere Armee gab es
hier auch nicht, weder eine der NVA noch der WGT (Westgruppe der Streitkräfte der
UdSSR), also wer sollte von hier geführt werden ?. Kossa, eine Führungsstelle ohne
Armee ?, ja das war sie tatsächlich. Keiner der Besucher stellt eine Frage, ich zwinge
mich zu Zurückhaltung.
Kossa war keine Armeeführungsstelle, auch war sie nicht der Befehlsgewalt der Vereinten
Streitkräfte unterstellt. So aber wird sie angeboten. Alles was irgendwie zur NVA gehört
wird hier dem Oberkommando unterstellt, die NVA war schließlich eine Koalitionsarmee.
Differenzierungen zwischen Bündnis- und nationalen Aufgaben im Kriegsfall sind nicht
auszumachen. Vorhandene Literatur, auch zur Rolle Kossa, wird offensichtlich missachtet
oder ist nicht bekannt. Man sollte sie lesen.
Die Anlage Kossa hatte rein nationale Aufgaben zu erfüllen. Sie war die Führungsstelle
eines Territorialen Militärbezirkes, konkret für die Südbezirke der DDR.
Ihre Hauptaufgabe: Vorbereitung, Organisation und Führung der Aufstellung von drei
Ersatz- und Ausbildungsbrigaden (EABr.). Das Personal für die Führungsstelle kam aus
dem Bestand des Kommandos des Militärbezirkes III Leipzig, dessen Auflösung für den
Kriegsfall ohnehin vorgesehen war. Die Hauptkräfte des Kommandos bildeten die
Führung der 3.Armee, die im Bestand der 1.Front in der Westrichtung ihren Raum
operativer Zweckbestimmung hätte einnehmen müssen. Unverständlich warum das den
Besuchern nicht vermittelt wird. Unbekannt kann das nicht sein, oder wäre das schädlich
für die Anziehungskraft des Museums ?. Die Anlage bleibt auch als Territoriale
Führungsstelle interessant.
Als solche unterschied sich die zu lösende Aufgabe wesentlich von der einer
Armeeführungsstelle (Feldführung im Kriegsfall oder vorbereitet wie z.B. Mosel), nicht nur
inhaltlich, sondern auch hinsichtlich des Umfangs an technischer Ausrüstung. Die
Ausführungen des Museumsführers dringen an die Ohren. Die Aufmerksamkeit der
Besucher ist mehr auf die technischen Geräte fixiert. Ich denke an die Organisation der
Nachrichtenverbindungen innerhalb einer Armee, das System von Nachrichten-, Hilfs-
und Stütznachrichtenzentralen, die in der Summe zu bildenden Nachrichtenkanäle aller
Übertragungsarten. Sie ins Verhältnis gesetzt zu den hier bestehenden technischen
Einrichtungen, da passt und stimmt Vieles nicht zu den Ausführungen. Die kleine
Fernsprechvermittlung, der Bereich Spezialnachrichtentechnik, Funkempfangsraum, die
Übertragungstechnik usw.. In vielen Räumen stehen Endgeräte für Regierungs- WTsch-
Verbindungen, den speziell zur Nutzung erforderlichen Betriebsraum für Technik und
Vermittlung gibt es nicht (wäre Angelegenheit von MfS gewesen). Ähnlich verhält es sich
mit den zur Verfügung stehenden Arbeitsplätzen für alle Dienste einer Armeeführung.
Operativ-strategische und taktische Lagen auf topographische Arbeitskarten und andere
Schemen sind zu sehen. Sie haben ihren Ursprung nicht hier in dieser Anlage, haben
keinen Bezug zu den Aufgaben, die eigentlich zu lösen gewesen wären. Wie sollten sie
auch !, Zeitliche Zuordnung und Ausarbeitungsvermerke sind nicht zu erkennen. Hier
wurden weder ein dritter Weltkrieg vorbereitet, noch Armeen und Verbände auf der Karte
„verheizt", keine Kernwaffeneinsatzplanungen betrieben oder ähnlich.
Das strategische Troposphären- Nachrichtensystem „BARS" des Warschauer Vertrages
scheint die nachrichtentechnische Wunderwaffe, hier geplant, entwickelt und geführt, so
mein Eindruck. Bis zur Wende 1990 hatte hier nicht einmal jemand Kenntnis von dem
System. Es gab weder einen Bezug dazu, noch hätte man von hier mit einer
Troposphärenfunkstation durch große Atompilze hindurch Nachrichten versenden können
und direkte Nachrichtenverbindungen nach Moskau und Ost-Berlin gab es von hier auch
nicht.
Ich fühle mich in einem anderen, fremden Bunker. Mit meinem Eintrittsgeld unterstütze
ich zwar das Museum, bin am Ende enttäuscht, individuell lasse ich das den
Museumsführer wissen. Er hat die Führung methodisch gut und interessant erzählend,
durchgeführt. Mit Rücksicht auf seine Autorität stelle ich keine Fragen.
Andere Besucher mögen das anders sehen, fühlen sich gut informiert, fahren beeindruckt
nach Hause. Ein Interesse an der Aufklärung des „geheimen Schatzes" oder an der
militärischen Aufgabe der Anlage war nicht zu erkennen. Vielmehr interessierten die
ingenieurtechnischen Ausbauten und technischen Einrichtungen.
Mich wird die Art und Weise der Vermittlung von Militärgeschichte der DDR noch lange
beschäftigen, insbesondere dann wenn ich sie erlebbar gestaltet sehe, wie hier während
der Besichtigung. Ich fühle mich herausgefordert zu reagieren und tue es kritisch. Gründe
für meine Enttäuschung gibt es viele. Es sind nicht nur die Aussagen und Antworten o.a.
Beitrages. Es ist auch die gemeinsame Verantwortung aller, ob als Zeitzeuge, Betreiber
eines Museums, Autors usw., gegenüber Besuchern, Interessierten, Lesern, der Nachwelt
das zu vermitteln und zu hinterlassen, was sich tatsächlich in der Geschichte vollzogen
hat. Und mit dieser Verantwortung steht es nicht immer zum Besten.
Geheimnisse um die Anlage Kossa gibt es heute nicht mehr, sie alle sind gelüftet, auch
die des „geheimen Schatzes", den es weder gab, noch der Anlage unterstellt werden
kann.
Abschlussepisode (gehört/ unbestätigt): Irgendwann zu Zeiten der DDR haben zwei
sowjetische Generale die Anlage besichtigt. Der Bericht eines Zeitzeugen darüber nach
der politischen Wende ist die Geburtsstunde für den "geheimen Schatz".
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
privat
J.Kampe
Am Stadtwald 68
15344 Strausberg
jobakampe(at)t-online.de
J.Kampe
Am Stadtwald 68
15344 Strausberg
jobakampe(at)t-online.de
Datum: 03.11.2010 - 06:53 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 288161
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Joachim Kampe
Stadt:
Strausberg
Telefon: 03341 22049
Kategorie:
Reiseziele
Anmerkungen:
Diese Pressemitteilung wurde bisher 144 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Kossa, der andere Bunker ! | OA News
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
privat (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).