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Neue Hüte für alte Köpfe

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Vor drei Jahren machte sich der deutsche Staat das Glücksspielmonopol zu Eigen.


(businesspress24) - Vor drei Jahren machte sich der deutsche Staat das Glücksspielmonopol zu Eigen. Jetzt hat der Europäische Gerichtshof das Gesetz für nichtig erklärt. Der Gründer von Tipp24 hätte die Politik beinahe mürbe gemacht.

Er sei auf alles gefasst gewesen, nur darauf nicht. Er befand sich mit Freunden auf einem Segelboot im schönen Mittelmeer, als ihn am 8.September der Anruf eines Kollegen auf dem Mobiltelefon erreichte um ihm mitteilte, dass der EuGH das Glücksspielmonopol in der Bundesrepublik für nicht rechtens erklärt hatte. Er fand das spitze, auch noch Stunden danach.

Jahrelang habe er vergeblich bemüht und dabei fast sein Vertrauen in die Politik verloren. Schlussendlich Gerechtigkeit sei hier äußerst wohltuend. Drei Jahre hatte das Gesetz der Bundesrepublik, welches die obersten Richter der EU am 8. September in einem unerwarteten Urteil für ungültig befanden, nur für Unübersichtlichkeit in der Glücksspielindustrie des Landes gesorgt.

Mit dem Argument, dass man die Bevölkerung vor Spielsucht bewahren möchte, hat die Politik zu Beginn des Jahres 2008 Lotto und Sportwetten dem Staat übergeben und vielen Privatanbieter kurzerhand ihre Existenzgrundlage unter dem Boden weggerissen. Der Tipp24-Gründer zählt auch dazu.

Zusammen mit seinem Freund Marc Peters hatte er vor 11 Jahren ins Leben gerufenem Internet-Lottovermittler Tipp24 einen Namen gemacht. Innerhalb von wenigen Jahren entwickelten die beiden Jungunternehmer über 150 Arbeitsstellen. Vor fünf Jahren gelang es ihnen sogar, ihr Unternehmen an die Börse zu bringen.

Eine glanzvollen Zukunft des Unternehmens aus Hamburg hätte dann kommen können, wenn nicht sehr emsige Landesväter einen Glücksspielvertrag kreiert und somit einem gut laufenden Unternehmen wie die restliche Privatkonkurrenz aus vom deutschen Markt geschubst hätte.

Die Geschäftsidee mit der die beiden Studienfreunde Ende der 90er begannen, war so unkompliziert, dass sie jeder hätte haben können. Die Männer riefen einen Lottokiosk im Netz ins Leben und mithilfe ihrer Seite konnten Glücksspielbegeisterte ihren Tippschein ganz bequem im Netz ausfüllen.





Man befand sich ganze Abende lang nach dem Studium im griechischen Stammlokal und hatte ein Bier und den Laptop immer in Reichweite und habe aber über viele Geschäftsmodelle für das Internet durchgespielt. Ihr Unternehmerglück war langfristiger als die der meisten anderen, welche damals dem New-Economy Fieber anheim fielen.

Das begründet der Gründer damit, dass er und sein Freund trotz der damals unzähligen Finanzierungsmöglichkeiten die Sache bedächtiger und besonnener in Angriff nahmen. Der Schritt ins Ausland wurde erst vor 8 Jahren gemacht, als die Firma schon Gewinn abwarf.

Außerdem machten der Gründer von Tipp24, der Jurist ist und sein Freund, der BWLer ist, von alle tongewaltigen wie utopischen Vorstellungen, die die Welt damals so in den Bann zog, keinen Gebrauch. Das Unternehmen sollte erklärt werden können, keine Lagerhaltung mit einschließen, schon von Anfang an Marge bringen und nicht nur Werbung gestützt werden.

Damals kam keinem vom beiden in den Sinn das gerade die Politik ihr Sargnagel sein würde. Während die meisten Helden der New-Economy-Phase mit dem Ende der Internetblase im Jahr 2001 in die Zahlungsunfähigkeit kamen, konnte der Gründer und seine Lottofirma zu Beginn des neuen Jahrtausends richtig durchstartet.

Das Unternehmen mit einem Venture Kapital von 3,6 Millionen Euro, dass im Gegensatz zu vielen anderen eher spartanisch bestückten Unternehmen konnte viele staatliche Lotterie auf seine Seite ziehen. So konnte es gegen Provision viele Millionen virtuell ausgefüllte Lottoscheine von deutschen Glücksspielfans zukommen lassen. Von dem Geschäft hatten beide ihren Nutzen.

Die Lottogesellschaften konnten sich mithilfe von Tipp24 Freude an einer schnell ansteigenden Kundschaft hatten, konnten die Unternehmer aus Hamburg ihre jährlichen Gewinne zwischen 2001 und 2008 auf mehr als das 14fache steigern.

Auch die Politik hat sich im Hinblick auf diese Entwicklung sicher ins Fäustchen gelacht. Mit einem jährlichen Gewinn von etwa sieben Milliarden Euro stellt Lotto ein Bombengeschäft dar, von dem die Ländern klassischerweise ein Anteil von 40 Prozent bekommen.
Dieses Geld wird für Sport-, Bildungs- oder Sozialprojekte verwendet.

Deshalb ist es nicht verständlich, dass die Politik vor zwei Jahren dem blühenden Glücksspielmarkt in der Bundesrepublik aus eigener Sicht ins Fleisch schnitt. Beobachter vermuten, dass die Zuständigen nach einem Richterspruch des Bundesverfassungsgerichts 2008 Gefahr witterten.

Das Gericht befand ein staatlichen Monopol in Bezug auf Lotto und Sportwetten für prinzipiell rechtmäßig, wenn der Staat das Thema „Suchtvorbeugung“ ernsthaft verfolgen würde. Die Bundesländer fanden das milliardenschwere Geschäft mit dem Glücksspiel zu reizvoll.

Genau reizvoll war die Möglichkeit sich die private Konkurrenz mithilfe eines Staatsmonopols vom Hals zu halten. Was die Bundesländer wahrscheinlich nicht bedachten, war der vehemente Protest der Konkurrenz, die vor Wut kochten.

Noch heute kann sich der Tipp24 Gründer genau an den Sommertag im Jahr 2006 erinnern, als er in der BILD las, dass die deutschen Behörden eine Stärkung des Lottomonopols vorhatten, auch der Vertrieb solle eine Monopol werden, hieß es der Zeitung.

Er war zunächst nichtsahnend. Sogar als er sich den Entwurf des Vertrags zu Gemüte führte, in dem zu lesen war, dass auch das Angebot und die Vermittlung von Glücksspielen im Netz in Zukunft untersagt sei, dachte er, die Politik guten Argumenten gegenüber aufgeschlossen sein würde.

Dieses Vertrauen ging im Laufe der Folgemonate immer mehr in die Brüche. Er verwendete drei Jahre seiner Unternehmenskarriere, um die Politik von der Unsinnigkeit der neuen Regeln zu überzeugen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Lottospiel Suchtpotential habe, so der 37jährige Vater von Tipp24.

Und selbst wenn dem so sei, fügt er hinzu, wäre das Netz ein viel besseres Mittel als jeder echte Kiosk, um das Spiel der Bürger zu überwachen. Mit diesen Argumenten gewappnet, schreibt er Dossiers, stritt und hatte noch Hoffnung. Er erfuhr Enttäuschungen, debattierte und gab die Hoffnung nicht auf.

Monate und Jahre verwendete er den Großteil seiner Arbeitszeit nicht länger dem Operativgeschäft, sondern dem Konflikt mit der Politik. Er bekam immer wieder zu hören, dass seine Argumente richtig seien, doch am Ende tat sich nichts.

Auch als die Gewinne der staatlichen Anbieter für Lotto und Sportwetten massiv zurückgingen, nach dem die Möglichkeiten für Werbung wegen der möglichen Suchtgefahr stark reduziert wurde, änderten die Länder ihre Meinung nicht.

Dass die Regierung trotz allem bis zum Ende nicht den Kurs änderte, bestärkten in seinen Zweifeln an der Politik noch mehr. wenn andere Entscheidungen von gesellschaftspolitischer Tragweite genauso angegangen werden, das sei dies besorgniserregend. Zu Beginn des letzten Jahrs war er gezwungen, vor seine Mitarbeiter zu treten und 120 bis 150 Mitarbeiter zu entlassen.

Das sei der schlimmste Moment überhaupt gewesen, besonders deswegen, weil es so sinnlos war, sagt er rückblickend. Die Politik hatte die neue Glücksspielordnung auf vier Jahre begrenzt. Da sei ihm bewusst gewesen, irgendwann könne man wieder Lotto im Netz finden. Mithilfe der Richter dürfte dies schneller eintreten als erhofft.

Als Geschäftsführer von Tipp24 wird er diesen Sieg nicht mehr feiern können. Er hat sich Beginn des Jahres aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und das nicht nur, weil er Kampf gegen die Politik leid ist. Nun schippert er auf dem Mittelmeer herum.


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Datum: 16.09.2010 - 06:18 Uhr
Sprache: Deutsch
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Ansprechpartner: Lena Koch
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