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Deutsche Bundesbank: Störfall im Sektor Sarrazin

ID: 178693

Die auf investigative Sachbücher spezialisierten Bestsellerautoren Marita Vollborn und Vlad Georgescu outen die Vorschläge von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zu Hartz IV als lebensbedrohlich und inkompetent. Fazit des Autoren-Duos: Sarrazin muss endlich gehen - nur wohin?


(businesspress24) - In dem bei Hanser erschienenen Wirtschafts-Sachbuch "WORST CASE" befasst sich das Autoren-Duo u.a. explizit mit dem Phänomen Sarrazin, der neben Türken und Arabern auch Hartz IV Empfänger in ihrer Menschenwürde verletzte - und ihnen eine ungesunde, teils lebensbedrohliche Kost empfahl. Was Sarrazin nicht schmecken wird: Das Werk zählt mittlerweile zum Bestand der Bundesbank-Bibliothek. Rund 11.000 Mitarbeiter und Bundesbanker können nun auch per Leihe lesen, was ihr Kollege so alles von sich gab. Kaufen darf man WORST CASE über den Buchhandel freilich auch. Ein Buchauszug.


Der damalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hatte seine Behörde einen Hartz IV-Speiseplan unter der monetären Auflage des amtlichen Satzes aufstellen lassen. Sein Fazit: Es reichen sogar 3,76 Euro für drei volle Mahlzeiten aus.

Das Sarrazin-Menü straft ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse Lügen. Fünf mal am Tag Obst und Gemüse? Ausreichend ungesättigte Fettsäuren? Wenig tierische Eiweiße und Fette? Möglichst keine Zusatzstoffe? Fehlanzeige. Selbst Fertiggerichten wie gekauftem Kartoffelsalat, Krautsalat oder Kartoffelbrei verleiht Sarrazin den Status des gesunden Essens. Er favorisiert für Hartz IV-ler, was der Staatsrat der damals neu formierten Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, Dietrich Wersich (CDU), bereits 2007 vom Tisch der bedürftigen Esser verbannen wollte. „Neben der Frage, wie viel eine gesunde Ernährung kostet, müssen wir auch die Frage stellen, wofür die Menschen ihr Geld tatsächlich ausgeben“, hatte ihn das Hamburger Abendblatt zitiert und damit impliziert, dass Hartz IV-Empfänger weder rechnen noch sinnvoll mit den Gaben der Allgemeinheit umgehen könnten. Es sei keine Frage des Geldes, ob Eltern für ihre Kinder ausgewogen kochen, sondern „eine Frage der Motivation und der Kompetenz“. Der Betrag, der Bedürftigen zusteht, reiche für eine gesunde Ernährung völlig aus – das meinen Sarrazin und Wersich, deren monatliches Salär von mehr als 10.000 Euro genau jene mitfinanzierten, die nun langzeitarbeitslos sind und mit dem Taschenrechner ihr tägliches Einerlei kalkulieren müssen. Wenigstens konnten die Herren sicher sein, dass sie mit derlei Verbalergüssen ans Licht der Öffentlichkeit rückten; auch eine schlechte Publicity ist eine gute Publicity - was letztlich auf den Blickwinkel ankommt. Jedenfalls haben beide Karriere gemacht: Sarrazin, der mit 46 Nebentätigkeiten damals schon umtriebigste Senator, ist heute Vorstandsmitglied der Bundesbank, Wersich avancierte im April 2008 zum Senator für Gesundheit und Soziales in Hamburg. Selbst bei großzügiger Auslegung will sich kein Argument für die Sarrazin-Diät finden, denn nicht einmal die Kalorienmenge reicht aus, um den Tagesbedarf eines Menschen zu decken. Ein 15 bis 19jähriger männlicher Teenager benötigt pro Tag rund 3.100 Kcal; ein Mann zwischen 25 und 51 immerhin noch 2.900 Kcal. Frauen kommen mit weniger Energie aus, ihr Bedarf liegt zwischen 2.500 Kcal und 2.300 Kcal. Je älter ein Mensch ist, umso weniger Kalorien braucht sein Organismus. Die Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind allerdings nur Richtwerte; berücksichtigt werden müssen unter anderem noch die Intensität der körperlichen Aktivitäten, die Körpergröße, das Gewicht und die Muskelmasse. Dagegen servierte Sarazzin dem Hartz IV-Empfänger mit dem ersten Tagesplan rund 1.700 Kilokalorien, mit dem zweiten 1.350 Kilokalorien und mit dem dritten 1.600 Kilokalorien – wohl davon ausgehend, dass dieser die Tage auf der Couch verschläft, statt bei der ARGE vorzusprechen, für einen Euro zu jobben oder auf die Jagd nach Sonderangeboten zu gehen. Gänzlich unterschlagen hatte der Senator auch, dass die Kinder von Hartz IV-Eltern mitnichten für 4,25 Euro etwas zu essen bekommen durften: Ihr Satz lag bei 2,28 Euro.





Natürlich muss kein Hartz IV-Kind Hunger leiden. Doch gesunde Ernährung kostet mehr als das Gesetz es vorsieht. Im Jahr 2007 wartete das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) der Universität Bonn mit eigenen Berechnungen auf. Ein eigens entwickeltes Konzept zur gesunden Ernährung für Kinder und Jugendliche lag den Testkäufen bei Lidl, Aldi & Co und der anschließenden Auswertung zugrunde. Demnach reichte der veranschlagte Satz für vier- bis sechsjährige Kinder gerade aus, mit zunehmendem Alter jedoch längst nicht mehr. Würde sich ein Fünfzehnjähriger ausgewogen ernähren, benötigte er statt der vorgesehenen 3,42 Euro Essen im Wert von 4,68 Euro, falls seine Eltern im Discounter einkauften. Mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt würde seine Ernährung mit 7,44 Euro pro Tag zusätzlich deutlich teurer. „Billig“ bedeutet in punkto Essen vor allem eines: Im Vergleich zu kostspieligeren strotzen viele Discount-Lebens- und Genussmittel geradezu vor Zusatzstoffen, allen voran abgepackte Wurst- und Käsewaren, aber auch Süßigkeiten und Backwaren. Darüber hinaus sind Obst und Gemüse häufiger mit Rückständen belastet. Wer einen Blick auf die Zutatenliste wagt, wird recht schnell erkennen, wie viel preiswerte Produktion mit natürlichen Rohstoffen zu tun hat. Gern verdrängt wird auch die hässliche Rolle der Discounter beim harten Preiskampf des Handels – vom üblen Umgang mit den eigenen Mitarbeitern ganz abgesehen. Die einfache Rechnung „niedrige Ausgaben – hoher Gewinn“ geht für Handel und Nahrungsmittelindustrie seit Jahren auf. Knebelverträge und harte Sanktionen drohen denen, die sich der Prämisse, Rohstoffe zu Dumpingpreisen zu liefern, nicht mehr beugen wollen. Die Erzeugerpreise sind so stark gefallen, dass die meisten landwirtschaftlichen Betriebe ohne die Beihilfen von EU und Staat - und damit jedes einzelnen Bürgers - gar nicht mehr überleben können. Die Kehrseite der Medaille sind Beispiele wie diese: 2005 kippten Landwirte die Milch auf die Äcker oder schütteten sie in den Abfluss; die Molkereien hatten den Druck des Handels nach unten weiter gegeben, so dass die Bauern die Milch unter Selbstkostenpreis hätten verkaufen müssen; 2009 gingen die Landwirte wiederum auf die Straße, nachdem der Milchpreis innerhalb weniger Monate um zehn Cent auf 23 bzw. 24 Cent gefallen war. Wer aber günstig einkaufen will, muss sich darüber im Klaren sein, dass er an anderer Stelle draufzahlt. Nun ist Ernährungsökologie nicht Sache des Kunden zu Zeiten der Geiz-ist-geil-Ära, doch sollte sie es sein: Belastete Gewässer, ausgemergelte oder verseuchte Böden und verpestete Luft sind zwar billig zu haben, aber nicht billig zu sanieren. Die Discounter sind die Gewinner dieser Entwicklung. Ihr Anteil am Lebensmittelhandel macht rund 40 Prozent aus; zweistellige Zuwachsraten sind keine Seltenheit. Ein stetig wachsendes Heer von Hartz IV –Empfängern, die angehalten sind, beim Essen zu sparen? Sieben Millionen Schnäppchenjäger zusätzlich – und der Staat subventioniert durch die Hintertür die Profite von Handel und Lebensmittelindustrie.

Kochbücher geben in der Regel keine Trinkempfehlungen, und auch jene für Hartz IV Empfänger machen da keine Ausnahme. Sarrazin beispielsweise empfiehlt den Bedürftigen innerhalb von drei Tagen, sechs Tassen Tee, sechs Tassen Kaffe und zwei kleine Gläser Saft zu trinken. Weil das im Kaffee enthaltene Koffein dem Körper Flüssigkeit entzieht, gilt dieser im ernährungsphysiologischen Sinn nicht als taugliches Getränk und wird beim täglichen Bedarf unterschlagen. Hält sich also der mittellose, aber treue Untertan an die Empfehlung des Ex-Senators, nimmt er durchschnittlich nicht mehr als 500 Milliliter Flüssigkeit pro Tag auf statt der empfohlenen zwei Liter. Die Folge: Er vertrocknet. Das hat durchaus seine Vorteile. Die damit verbundenen Schluckbeschwerden, die Muskelkrämpfe und das Schwächegefühl dürften ihn vortrefflich am übermäßigen Speisengenuss hindern, was wiederum das Hartz IV-Säckel schont. Oder aber er weiß sich zu helfen und zapft – nicht an Susis Theke, nein, sondern an der heimischen Wasserleitung sein kühles Nass. „Trinkwasser aus dem Hahn“, von pfiffigen Politstrategen in den Imperativ gesetzt, könnte aus der neuen Not eine alte Tugend machen: TRINK WASSER AUS DEM HAHN!

Auszug mit freundlicher Genehmigung des HANSER Verlags. Mehr Infos zum Buch finden Sie unter

http://www.amazon.de/Worst-Case-erstaunliches-Jobverlust-Sozialabstieg/dp/3446419535/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1268435305&sr=8-2


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Datum: 12.03.2010 - 18:12 Uhr
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