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Landeszeitung Lüneburg: Die Welt ist eine Scheibe
Die Himmelsscheibe von Nebra ist der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur in Mitteleuropa Interview mit dem Archäologen Prof. Harald Meller

ID: 1525813


(ots) - Von Joachim Zie

Zun
Macht aus
sehen Sie die Bronzescheibe sogar als Produkt des ersten Staats
n

Prof. Harald Meller: Die Himmelsscheibe war von Anfang an eine
Provokation. Sie verschl
Schaltregel, um einen taggenauen Kalender zu erstellen. Eine
b
Mitteldeutschland vor fast 4000 Jahren annahm, braucht das nicht!
Also starteten wir eine Forschungsoffensive.

Welche neuen Funde st
die Entdeckung eines der gr
vor dem ein Beilarsenal deponiert war, kam uns die Idee, dass dies
ein M
kasernierte. Daraufhin analysierten wir die vielen Waffenhortfunde.
Bisher wurden sie meist als Gaben an die G
sich, dass diese in Mengen vorliegen, die klassisch sind f
milit
Beilen. Zugleich stehen die deponierten Stabdolche und Dolche dazu in
einem Verh
l
Dann untersuchten wir die Metalllegierungen - und siehe da: Einfache
Soldaten zogen mit Kupferbeilen los, Kommandeure trugen
goldschimmernde Bronzewaffen. Die Hierarchisierung setzte sich in
anderen Lebensbereichen fort: So war vorgeschrieben, wer welche Art
von Gewandnadeln tragen durfte.

Reicht das, um von einem Staat zu sprechen? Der mitteldeutschen
Aunjetitz-Kultur, von der wir hier reden, gelang es zwischen Harz,
Elbe und Saale ein Territorium mit
idealer Handelslage zu beherrschen - und das
Die Entdeckung eines gigantischen F
zentralisierter Herrschaft. Im Vergleich zu den Hochkulturen an Nil,
Euphrat und Tigris fehlte es an Schrift und St
f

Beilhorte als Waffenlager, dazu das bronzezeitliche Schlachtfeld
im mecklenburgischen Tollensetal: M
in Europa viel fr

Ja, die Armee ist ein fr
Jungsteinzeit, im dritten Jahrtausend vor Christus, bildeten
Schnurkeramiker und Glockenbecher-Leute Kriegerkasten aus. Doch erst
die Innovation der seriellen Fertigung in der Bronzezeit erm




Armeen. Mit Gussformen lie
In der Steinzeit war die Kupferverarbeitung zwar bekannt. Waffen
wurden aber aus Stein gefertigt. Jede Streitaxt war ein Unikat. Wer

leistete sich Truppen, die die Schwarzerdeb
die zu den begehrtesten Landstrichen der Welt geh
Serienfertigung, individueller Reichtum, Staat - das ist der Anfang
der modernen Welt!

Welche Handelswege kontrollierte der K

Faszinierenderweise liegt dessen Reich noch heute im Schnittpunkt
der Handelswege. Unweit des Schkeuditzer Autobahnkreuzes, wo sich die
mittelalterlichen Handelswege Via Regia und Via Imperii trafen. Von
hier kontrollierten die Herrscher den Nord-S
Bronze an die Nachbarn, die daf
Skandinavien lieferten. Im Norden wurde der Bernstein so vollst
ausgebeutet, dass er dort aus dem Fundhorizont quasi verschwand. Er
zirkulierte im Aunjetitzer System. Einzelne Bernstein-Colliers
gerieten als Geschenke bis an den mykenischen K

Gold und Zinn aus Cornwall, Kupfer aus den Alpen. Sollte die
Scheibe als Produkt der Globalisierung diese auch symbolisieren?

So dachten die Menschen damals nicht. Was zutrifft: Die Welt in
Mitteldeutschland war durch zwei Einwanderungswellen geformt worden.
Ab 2800 vor Christus kamen Schnurkeramiker aus der Steppe des Ostens,
die wahrscheinlich die Pest mitbrachten, so dass sich
Mitteldeutschland entv
Glockenbecher stie
Jahre nebeneinander, vermischten sich allm
Neues, den Staat von Aunjetitz.

Schlechte Nachrichten f
deutschem Boden war das Produkt von Zuwanderung und Globalisierung
und keinesfalls ein "urgermanischer" Proto-Staat...

... in der Tat. Abstammungstheorien sind aus wissenschaftlicher
Sicht absolut unsinnig. Man kann Rassismus leicht den Boden
entziehen, da es biologisch keine rassischen Unterschiede zwischen
den Menschen gibt. Der Gen-Mix, der heute Europa charakterisiert,
besteht seit der fr
auch nach England vor und bildeten dann in Mitteldeutschland mit der
Kreisgrabenanlage in P
Holz.

Der in der N
wuchs in den Alpen auf und fand sich trotzdem am Avon zurecht. Wie
einheitlich war die Kultur damals in Europa?

Sie war ungemein einheitlich. Wir finden Stabdolche als
W
strahlt dabei in r
El-Argar-Kultur in S
identische, dekorlose Keramik auf. Ihr Herrscher trug das
K
Aunjetitzer.

Brauchen Priesterf
Priesterk

Lange wurden die Menschenopfer in der Vorgeschichte verdr
weil es nicht in unser Bild von Europa passte. Derartige Brutalit
wurde bei den sogenannten "Wilden" in der S
Rinder, die zugleich erschlagen, stranguliert und erstochen wurden,
sprechen wir von Rinderopfern. Ist dasselbe Menschen widerfahren,
hei
den Sch
typisch, blickt man in den Vorderen Orient oder nach China.
Allerdings hielt sich das hier nicht lange. W
aufgegeben, vielleicht sogar niedergebrannt wurde, entstand in
unmittelbarer N
Sonnenkult vollzogen wurde - ohne Opfer.

Mitteleuropa ist durch das Fehlen un
gekennzeichnet. Keine W
sich dem Joch der Herrschaft zu entziehen. Welche Ideologie war stark
genug, Gefolgschaft zu erzeugen?

Zwar lebten die Bauern, anders als in
quasi nat
der eigenen Scholle, noch dazu, wenn diese extrem ertragreich ist.
Die Abgabenlast darf also nur so hoch gewesen sein, dass die Bauern
ihr Auskommen fanden. Die Skelette zeigen: In der Fr
wurden die Menschen gr
gen
den F

Also braucht es keine Ideologie? Doch. Hier kommt der Sonnenkult
ins Spiel. Die K
Himmelsscheibe beweist ja: Der Herrscher kennt die Geheimnisse des
Himmels. Allerdings scheinen die K
sein, trugen am Ende Goldwaffen wie
sich in Grabh
auffra
M

Fehlte die f
Staates, weil es hier keine Notwendigkeit f
Kraftanstrengungen beim Kanalbau gab?

Der fr
Unterschied zu denen im Vorderen Orient seine Familie allein
durchbringen. Dagegen schuf etwa der Reisanbau in Asien mit seinen
komplexen Bew
Gemeinschaft. Wasserbau-Gesellschaften wie in Mesopotamien waren eher
kollektiv, arbeitsteilig und hierarchisch gepr
ihrer Standortvorteile eher individualistisch. Schrift hilft ja
zun
die Abgaben festzuhalten. Es war kein Zeichen von R
dass die Schrift in Mitteleuropa lange abgelehnt wurde, sondern von
einem alternativen, nicht-staatlichen Konzept.
hier eine m
signierte Ton-St
mitgaben.

W
gefunden worden, w
nicht ersch
Hochkulturen. Wanderten das astronomische Wissen der Scheibe und der
hinter der Sonnenbarke stehende Mythos im Kopf eines Reisenden mit?

In den ersten Jahren war ich in diesem Punkt skeptisch. Das hat
sich durch die Materialuntersuchungen ge
Fernhandelsprodukt die Himmelsscheibe ist. Hinzu kommt: Es bedarf
etwa 40 Jahre Himmelsbeobachtung, um die Plejaden-Schaltregel der
Scheibe zu finden, mit der sich das um elf Tage k
dem Sonnenjahr harmonisieren l
Himmel Mitteleuropas? Dagegen geh
Orient zum Standardwissen der Astronomen. Es erscheint
wahrscheinlicher, dass jemand dorthin reiste, als dass dieses Wissen
hier entwickelt wurde. F
Zeit kurz nach Nebra tauchen hier blaue Glasperlen aus
dem Vorderen Orient auf. Frappierend auch die
Religionen in Skandinavien und
Schiff. Das erkennen wir auf der Himmelsscheibe. Eine Schiffsreligion
d
sein.

Der erste Anlauf f
Weil ihm der vulkanische Winter nach dem Ausbruch von Santorin
Legitimit

Die entscheidende Frage der Herrschaft ist weniger, warum Menschen
charismatischen Ausnahmepers
extreme Ungleichheit auch angesichts unf
akzeptieren. Um dies zu gew
auf Gegenst
wurden die G
Kalender erstellen konnte und damit Herr der Zeit, erschien als
G
ersch
der Menschheit, n
dramatischen Wetterereignissen. Die Bauern d
haben. Hunger delegitimiert Herrschaft, wie an der minoischen Kultur
unweit Santorins ablesbar ist, wo es zu Revolten kam. In einer
solchen Krise opferte man das heiligste Objekt, um die G
zu stimmen - und das war die Himmelsscheibe von Nebra. Zum Gl
Arch



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Landeszeitung L
Werner Kolbe
Telefon: +49 (04131) 740-282
werner.kolbe(at)landeszeitung.de

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Datum: 06.10.2018 - 04:00 Uhr
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