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Landeszeitung Lüneburg: Aufstieg durch Anpassung - Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier hält Juso-Attacken für ein inszeniertes Schauspiel

ID: 1515814


(ots) - Aufstieg durch Anpassung - Jugendforscher
Bernhard Heinzlmaier h
Schauspiel

Herr Heinzlmaier, Sie halten junge Politiker f
noch nie und Kevin K
j
alten Genossen vor sich her treibt?

Bernhard Heinzlmaier: Ob er sie tats
w
Schauspiel der Kritik. Das endet in der Regel in der Parteif
Andrea Nahles zum Beispiel hat das gleiche Spiel gespielt. Sie war zu
Beginn eine kritische Juso-Frau, heute ist sie die Vertreterin des
Establishments. Meine These ist: Es handelt sich um typische
politische Rollen. In der Jugend ist man kritisch. Doch mit der Zeit
schleift sich das ab und ein. Und irgendwann ist man Bestandteil des
Establishments.

Sie sprechen von Aufstieg durch Anpassung. Welchen Weg sollte ein
junger Politiker ihrer Meinung nach sonst gehen?

Heinzlmaier: Politik ist ohnehin schon eine negative Auslese.
Blickt man auf entsprechende Studien nicht nur in Deutschland, gibt
es keinen vergleichbaren Zeitraum, in dem Politik ein so schlechtes
Image hatte. Viele gut ausgebildete junge Menschen machen heute
lieber Karriere in der Wirtschaft oder der Wissenschaft. Sie meiden
den Weg in die Politik, weil sie Angst davor haben, dass sich ihr
pers
Auslese. Meine These ist daher, dass sich nur jene jungen Menschen
der Politik zuwenden, die entweder romantisierende
Gesellschaftskritiker sind, Lust an der Negation haben oder sich
nicht vorstellen k
sich daf

Was halten Sie vom Vorschlag des Forschers Klaus Hurrelmann,
wonach Parteien eine Mindestquote von 20 Prozent f
unter 30 einf

Heinzlmaier: Das ist nicht zielf
technischen Mitteln ein kulturelles Problem l
ist, dass Politik nicht attraktiv genug ist f

m
unterwerfen, die sich hochdienen wollen, die die Erwachsenentradition
in der Politik fortf
der Aufstand der Basis oder die




es noch Menschen gibt, die noch vern
authentische Ansichten haben und nicht nur Parteikarrieristen sein
wollen.

Wie passt ihre Analyse
Ergebnissen der Shell-Jugendstudie, die immerhin als Referenzwerk
gilt, oder der Studie der Br
die Jugend politisch deutlich interessierter ist als noch vor 10, 15
Jahren, Politikern aber misstraut?

Heinzlmaier: Wenn man sich zum Beispiel die Reihe der Shell-Studie
anschaut, sieht man gro
Politik ein paar Prozentpunkte gestiegen. Das feiert man gleich,
obwohl der Anteil der Minderheit, die politisches Interesse zeigt,
sich nur leicht erh
sich in den politischen Parteien - so wie sie heute sind - zu
engagieren. Und es ist ein gro
interessiert oder ob man sich in Parteien engagieren will. Wir sehen
in unseren Studien, dass die Bereitschaft zum Engagement in Parteien,
also tats
sinkt.

Sie haben die Jugend auch schon mal generell als Ansammlung
angepasster Karrieristen bezeichnet. Nicht wenige f
verunglimpft. Was antworten sie denen?

Heinzlmaier: Wir haben eine arbeitszentrierte Gesellschaft, nie
zuvor stand Arbeit so im Mittelpunkt des Lebens wie heute. Meine
Diagnose lautet: Wir haben eine angepasste Jugend, die
adaptiv-pragmatisch ist. Die sehr kalkuliert, sehr
versucht, einen Weg im Beruf zu gehen, um m
herauszuholen. Ich finde das nicht unbedingt negativ. Denn die jungen
Menschen verhalten sich so, wie man sich heute verhalten muss, um
Erfolg zu haben, egoistisch. Die Frage ist, welche Verhaltensweisen
gesellschaftlich vorgegeben werden und welche Verhaltensweisen
funktional sind. Am Ende sind es Systemfragen und nicht moralische
Fragen. Wir haben ein neoliberales System, das bestimmte
Verhaltensweisen vorgibt. Es wird von Prinzipien, von den Imperativen
der
machen das nach. Ich w
Vielmehr widerspiegelt das angepasste Verhalten nur das
sozio-kulturelle System, in dem wir heute leben.

Kann man sagen, dass Konformismus eine Art Sekund
sich niemand entziehen kann?

Heinzlmaier: Ich w
Konformismus ist das, was unsere Bildungsinstitutionen, was unsere
ganze Kultur des Zusammenlebens heute von uns verlangt. Der
wichtigste Trieb des Menschen ist der Trieb nach pers
Man will das Leben m
belohnt diesen Trieb in diesem System. Wer sich konform verh
belohnt. Deshalb verhalten sich die Menschen konform. Fr
oft gesagt, dass man sich abweichende Charaktere sucht. Oder
Rebellen, Innovatoren, Menschen die die Realit
b
Universit
belohnt wird. Da ist es doch klar, dass sich die Leute anpassen. Der
Mensch ist aufgrund der gesellschaftlichen Verh
ist.

Wenn man die Jugend befragt, gibt es aber ein anderes Bild: Viele
sagen der Job sei nur Mittel zum Zweck. Und ganz oben auf der Agenda
der Jugend stehe Chancengleichheit. Das klingt eher nicht danach, nur
auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein, oder?

Heinzlmaier: Auch das halte ich f
Milieus, wo der Job tats
Identit
darum, lustvoll Freizeit zu erleben. Der Job ist nur dazu da,
Ressourcen daf
der Job das Zentrum des Lebens ist, wo der Job in Verbindung mit
Selbstverwirklichung gebracht wird. Dann gibt es Milieus, die sagen,
das Ziel meines Lebens liegt im Erfolg f
alles. Die Work-Life-Balance ist nicht in allen Milieus ausgepr
Es gibt Milieus in denen es darum geht, m
herzustellen und in diesen ungleichen Situationen m
Spitze zu kommen. Es gibt also nicht das eine Milieu. Es sind leider
Verallgemeinerungen von einzelnen Tendenzen, die immer wieder in den
Medien zu finden sind.

Kennen sie einen Menschen, der Revoluzzer geblieben und nicht
angepasst ist?

Heinzlmaier: Statistisch sind nur rund zehn Prozent der jungen
Menschen noch revoluzzerisch. Das wissen wir aus vielen Studien. Es
handelt sich um eine Minderheit. Diese Revolten finden aber weniger
in der Politik statt, denn das ist eher der Ort des
Konventionalismus. Die Popkultur ist hingegen nach wie vor ein Ort
der Rebellion. Es gibt nat
Mainstream, aber eben auch Segmente, die sehr rebellisch sind.

Kann man auch sagen, dass neue Medien eher mal den Revoluzzer
herausholen?

Heinzlmaier: Da bin ich mir nicht sicher. Neue Medien sind eher
emotional k
entstehen aber eher dort, wo Menschen tats
sich Handeln in der sozialen Realit
anwesend ist, wo man Widerstand auch k
Gemeinschaft direkt erfahren kann. Der Social-Media-Bereich ist eher
eine Art Beruhigungspille, wo sich jeder in seine Blase begibt, in
der seine Meinung widergespiegelt wird. Rebellisch werden Leute eher
dort, wo sie mit dem konfrontiert werden, was sie ablehnen.

Gehen wir mal gut 2400 Jahre zur
damals gesagt haben: Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat
schlechte Manieren und verachtet die Autorit
zu?

Heinzlmaier: Da trifft gar nichts mehr zu. Die gro
Jugendlichen unterwirft sich der Autorit
ist gut angezogen, hat modische Frisuren, sagt Bitte und Danke, wei
wie man sich benimmt. Sie agiert kalkulierend. Was der Jugend
vielleicht fehlt, ist der Eros des Ver
Widerstandes, die Lust am spontanen Engagement, sich mitrei
vom Gef
sie sehr kalkulierend. Das sehe ich durchaus wertfrei. Es ist keine
Jugendschelte, sondern die Feststellung, dass Jugend aufgrund der
anderen Rahmenbedingungen, unter denen sie heute leben muss, eben
anders ist als die Jugend vor 2400 Jahren oder vor 60 Jahren.

Sie wurden schon als "Prophet des Vorurteils" bezeichnet, der die
Jugend verunglimpft. Trifft sie diese Kritik?

Heinzlmaier: Was soll ich Ihnen dazu sagen? Es ist nicht meine
Intention, die Jugend zu verunglimpfen. Ich habe oft das Gef
missverstanden zu werden. Manchmal liegt es wohl auch daran, wie ich
manche Dinge gesagt habe, wie ich mich ausgedr
dann, pr
wird er eher nicht zu dem Urteil kommen, ich sei ein Prophet des
Vorurteils. Um es auf den Punkt zu bringen: Meine Kritik ist keine
Kritik an der Jugend, sondern an der Gesellschaft.

Das Interview f

Werner Kolbe



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Landeszeitung L
Werner Kolbe
Telefon: +49 (04131) 740-282
werner.kolbe(at)landeszeitung.de

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Datum: 08.02.2018 - 13:24 Uhr
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