Börsen-Zeitung: Auflösungserscheinungen,
Kommentar zu G20 von Stephan Lorz
(ots) - Unter dem Klima- und Energieaktionsplan der 
Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel war die Tinte noch nicht 
trocken, da scherte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan 
schon aus und knüpfte die noch ausstehende Ratifizierung des 
Abkommens in seinem Land an Finanzforderungen. Dass US-Präsident 
Donald Trump eigene Wege geht, hatte man bereits erwartet. Es sei 
"das Schlimmste verhindert" worden, hieß es hernach trotzdem in 
Reaktionen; man habe eben pragmatisch gehandelt.
   Aber was ist von einer internationalen Zusammenarbeit zu halten, 
wenn ein Land nur Minuten nach Unterschrift die dadurch beglaubigten 
Zusagen wieder zurücknimmt? So viel Unverbindlichkeit und so wenig 
Empörung der verbliebenen Unterzeichner lassen am Sinn solcher 
Erklärungen zweifeln.
   Vielleicht sollte man über den offenen Dissens schon froh sein. 
Denn in der Handelspolitik wurden die Konflikte durch wachsweiche 
Formulierungen nur verklausuliert. Wäre es etwa zu konkreten Zusagen 
im Kampf gegen den Protektionismus gekommen, wären diese ohnehin 
nicht umgesetzt worden, insinuiert ein Bericht von "Global Trade 
Alert" mit Verweis auf frühere Gipfelversprechungen.
   Diese Entwicklung ist hochgefährlich, weil sie internationale 
Verträge infrage stellt. Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit der
Vertragsparteien, die Anerkennung globaler Rechtsnormen sind 
schließlich die Voraussetzungen sowohl für globalen Handel als auch 
für Umweltschutz und Frieden insgesamt.
   Solche Auflösungserscheinungen sind auch in der EU/Eurozone zu 
beobachten. Die Staatengemeinschaft müsste ob ihrer besonders engen 
Verflechtung eigentlich ein noch größeres Interesse an 
Rechtsverbindlichkeit haben. Aber die einst feierlich unterzeichneten
Verträge (Defizitgrenzen, No-Bail-out-Klausel) werden negiert oder 
umgedeutet. Wie ein schleichendes Gift breitet sich diese Missachtung
inzwischen auf demokratische Wesenselemente aus, wie in Polen oder 
Ungarn zu beobachten. Das lockert den Zusammenhalt, der 
Gemeinschaftsgeist verfliegt.
   Es ist dieser Zerfall des Rechts, der die internationale 
Zusammenarbeit im Kern bedroht, weniger das Scheitern einzelner 
Projekte. Und herrscht einmal Anarchie, regiert das Recht des 
Stärkeren. Deren Selbstdisziplinierung diene dazu, sich dem Paradies 
wieder annähern zu können, warb schon der Philosoph Jean Jacques 
Rousseau für den Abschluss von Verträgen - betonte aber, dass das nur
für Gesellschaften gelte, in denen "Vernunft" herrscht.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
 
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
      
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 10.07.2017 - 14:35 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1472068
Anzahl Zeichen: 2998
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
Frankfurt
Telefon:
Kategorie:
Wirtschaft (allg.)
Meldungsart:
Versandart:
Freigabedatum:
Anmerkungen:
Diese Pressemitteilung wurde bisher 47 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Börsen-Zeitung: Auflösungserscheinungen,
Kommentar zu G20 von Stephan Lorz
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Börsen-Zeitung (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).







