Mittelbayerische Zeitung: Falsche Anreize / Die Kaufprämie für Elektroautos ist wenig
beliebt, aus gutem Grund. Sie gehört abgeschafft.
(ots) - Seit einem Jahr gibt es die Kaufprämie für 
Elektroautos. Die meisten potenziellen Kunden haben sie als 
uninteressant abgetan. Bis heute sind nur etwas mehr als 30 000 reine
E-Mobile (mit 4000 Euro) und Hybride (mit 3000 Euro) in Deutschland 
gefördert worden. Bei insgesamt 3,35 Millionen neuen Autos pro Jahr 
(2016) ist das sehr bescheiden. Eher ärgern sich die Steuerzahler 
darüber, dass sie Autoherstellern - einer Branche, der es ohnehin gut
geht - gezwungenermaßen unter die Arme greifen. Und warum um alles in
der Welt muss man jemandem, der sich ein Auto für bis zu 60 000 Euro 
(in der Grundausstattung, in Wirklichkeit also für viel mehr) leisten
kann, noch mal 4000 Euro hinterherwerfen? Stand heute ist diese 
Kaufprämie ein Flop. Man sollte sie abschaffen. Die Kanzlerin steht 
kaum im Verdacht, übereilt zu handeln. Doch selbst sie hat das 
Regierungsziel offiziell begraben, eine Million Elektroautos bis 2020
auf der Straße zu haben. Im selben Atemzug hätte man die Kaufprämie 
gleich mit beerdigen können. Das wäre konsequent gewesen. Schließlich
wurde die Subvention vor einem Jahr als Notmaßnahme eingeführt, um 
irgendwie auf die angestrebte Million zu kommen, ohne auch 
elektrische Fahrräder hinzuaddieren zu müssen. Die Botschaft einer 
Kaufprämie ist klar: Der Staat sagt mir, ich befände mich - in seinem
Sinne - auf dem richtigen Weg. Der Konsument seinerseits geht von 
einem Versprechen des Staates aus, er könne sich darauf verlassen, 
dafür belohnt zu werden; beziehungsweise von Strafmaßnahmen verschont
zu bleiben, die jenen auferlegt werden, die diesen Weg nicht 
mitgehen. Zaghafte Anreize dieser Art gibt es bereits. Bei der 
Kfz-Steuer sind E-Autos frei, Verbrenner werden je nach 
Schadstoffausstoß belastet. Andererseits könnten aber böse 
Überraschungen lauern, bei Elektroautos etwa in einem Steueraufschlag
für Autostrom. Was die Elektromobilität aber bremst, das sind die 
begrenzten Reichweiten in Verbindung mit einer unbefriedigenden 
Ladestruktur. Wir verzichten ungern auf den Komfort, uns 
unkompliziert und jederzeit weit fortbewegen zu können. Darin ist das
E-Auto noch eingeschränkt - weniger als die meisten Menschen glauben,
aber in einigen Fällen halt doch. Und die Stromer sind schlicht zu 
teuer. Vielleicht stimmt aber auch die Preiskalkulation nicht. Die 
Frage lautet dabei: Kann oder soll man als Autobauer Zukunft 
einpreisen? Es ist absehbar, dass sich die Verhältnisse drehen 
werden. Wenn China Quotenregeln für Stromer verlangt und in der EU ab
2021 saftige Strafzahlungen drohen, sobald der erlaubte 
Flottenverbrauch überschritten wird, dann sind die heutigen 
CO2-Schleudern jetzt zu billig bzw. die Stromer zu teuer. Das gilt 
sogar unabhängig davon, ob das E-Auto aufgrund des vorhandenen 
Strommixes aktuell wirklich Kohlendioxid spart. Die Hersteller 
müssten ein gesteigertes Interesse daran haben, die Kunden so bald 
wie möglich von Elektroautos zu überzeugen - oder sie müssten 
Verbrenner mit alternativen Kraftstoffen und ausgeglichener 
CO2-Bilanz anbieten. Die Bundesregierung muss sich fragen lassen, 
warum sie E-Kaufprämien offeriert, aber gleichzeitig Diesel geringer 
besteuert als Benzin. Warum sie so lasch gegen Abgasbetrüger vorgeht.
Und warum sie bei der EU gegen noch strengere Verbrauchsvorschriften 
ab 2021 interveniert hat. Eine Regierung soll beim Thema Mobilität 
die Lebensqualität aller Bürger mehren. Dazu gehören etwa gesunde 
Umwelt, Komfort, Arbeit, Einkommen, hohe Verfügbarkeit. In Berlin hat
man das richtige Rezept dafür noch nicht gefunden. Die Kaufprämie 
jedenfalls ist dafür überflüssig.
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Datum: 27.06.2017 - 14:18 Uhr
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