Interessenkonflikt:Öffentlich-rechtliche Sportmoderatoren arbeiten auch für Sportveranstaltungen
(ots) - Sendung: Mittwoch, 18. Januar, 23.20 Uhr, NDR 
Fernsehen
   Sportmoderatoren öffentlich-rechtlicher Sender arbeiten auch in 
Zeiten der Skandale um Sport-Verbände direkt für die Sport-Szene oder
bieten sich offen als Werbepartner an. Das Medienmagazin "Zapp" 
berichtet am Mittwoch, 18. Januar, um 23.15 Uhr im NDR Fernsehen 
unter anderem über Markus Othmer, der den Sport im 
"ARD-Mittagsmagazin" moderiert und die "Sportschau" im Ersten. Othmer
hatte im Oktober 2016 durch die Präsentation des Logos der 
Ausrichter-Stadt München für die EURO 2020 geführt. Julia Scharf, die
im Oktober 2015 den ARD-"Brennpunkt: Sommermärchen gekauft?" des SWR 
moderiert hatte, in dem es unter anderem um die Rolle von Franz 
Beckenbauer ging, präsentierte im Mai 2016 wiederum auch die 
Veranstaltungen des "Camp Beckenbauer". Sven Voss, der unter anderem 
das "Aktuelle Sportstudio" im ZDF moderiert, wird von der Agentur 
"Projekt B", die Fußball-Größen wie Oliver Bierhoff und Jürgen Klopp 
managt, Unternehmen und Verbänden als "Markenbotschafter" angeboten. 
Marco Schreyl moderiert im WDR-Hörfunk Sportsendungen. Er hat erst 
vergangene Woche die FIFA-Gala "The Best FIFA Football Awards" 
präsentiert.
   Der Mainzer Medienwissenschaftler Thomas Koch, der sich seit 
Jahren mit Nebentätigkeiten von Journalisten beschäftigt, sieht hier 
eine "sehr dunkle Grauzone". Er glaubt, dass gerade Journalisten der 
Öffentlich-Rechtlichen vorsichtig sein müssen. Koch sieht Probleme, 
wenn Journalisten mit Organisationen "gemeinsame Sachen" machen, über
die sie kritisch berichten und von denen sie unabhängig sein sollten.
   Alle vier genannten Moderatoren sind freie Mitarbeiter. Die Sender
betonen gegenüber "Zapp", grundsätzlich seien Nebentätigkeiten 
deshalb möglich - wenn sie nicht eindeutig den Interessen der Sender 
entgegenstünden. Der Leiter der Sportredaktion des Bayerischen 
Rundfunks (BR), Klaus Kastan, spricht gegenüber "Zapp" allerdings 
auch von "Grenzfällen". Während Marco Schreyl im WDR-Hörfunk über die
Veranstaltung berichtet hat, die er für die FIFA moderierte, hat der 
BR Markus Othmer eine Doppelrolle untersagt. BR-Sportchef Kastan zu 
"Zapp": "Bei einer thematischen Interessenskollision müssen sich die 
Mitarbeiter entscheiden, für wen sie tätig werden wollen: für einen 
freien Veranstalter oder für uns als öffentlich-rechtliche 
Rundfunkanstalt. Beides geht nicht. Darüber hinaus kann bei uns kein 
Mitarbeiter arbeiten, der regelmäßig Events für eine 
Sportorganisation moderiert, über die wir auch in unserem 
journalistischen Programm berichten." Dennoch sieht der BR Othmer als
Kandidaten für die Berichterstattung zur EURO 2020. "Ich bin sicher, 
dass die Moderation der Logo-Präsentation für München seine 
journalistische Objektivität hinsichtlich des allgemeinen 
Turniergeschehens nicht beeinflusst", ergänzt Kastan.
   Julia Scharf erklärte "Zapp", sie sehe bei ihren Moderationen des 
"Camp Beckenbauers" keinen Interessenkonflikt. Es habe sich stets um 
Veranstaltungen für Studenten gehandelt und nicht um die großen 
Sport-Netzwerk-Treffen, die "Camp Beckenbauer" ebenfalls organisiere.
Scharf betonte zudem: "Mein Schwerpunkt sind TV-Moderationen. Solange
mir Sender aber keine zeitliche und finanzielle Sicherheit geben, 
werden auch andere Tätigkeiten immer eine Rolle spielen." Sven Voss 
erklärte zu der Offerte als Werbegesicht, es habe bislang dazu keine 
Aufträge gegeben. "Falls es eine Anfrage als 
Testimonial/Markenbotschafter für Produkte oder Unternehmen gäbe, 
würde ich diese prüfen und in jedem Fall mit meinen Ansprechpartnern 
beim ZDF besprechen", sagte Voss. Der Leiter der ZDF-Sportredaktion, 
Dieter Gruschwitz, erklärte zudem: "Ich habe keinen Zweifel - und es 
gab auch nie Anlass dazu -, an der Integrität, der journalistischen 
Unabhängigkeit und der Seriosität von Sven Voss." Markus Othmer 
äußerte sich selbst nicht, sondern verwies auf den BR.
   Medienwissenschaftler Koch forderte die öffentlich-rechtlichen 
Sender und ihre freien Mitarbeiter zum Umdenken auf. "Wir hatten so 
viele Sportskandale in den letzten Jahren, die lassen sich ja gar 
nicht alle aufzählen", sagte Koch gegenüber "Zapp". "Der 
Sportjournalismus ist in der Verantwortung, hier aufzudecken, 
nachzuforschen, zu recherchieren, was passiert ist - und dafür muss 
er unabhängig sein." Koch sieht dabei ARD und ZDF in einer besonderen
Rolle und schlägt etwa Transparenz-Seiten im Internet vor, in denen 
die Sender für all ihre journalistischen Mitarbeiter Nebentätigkeiten
aufschlüsseln.
   Ausführliche Antworten der Sender und Moderatoren veröffentlicht 
"Zapp" auf www.NDR.de/zapp
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Datum: 18.01.2017 - 09:10 Uhr
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