Sinkende Netzrenditen zwingen Energieversorger zum Handeln - Unternehmen könnten bis zu einem Drittel ihres Wertes verlieren (FOTO)

(ots) - 
- Roland Berger-Studie analysiert Auswirkungen der Zinsanpassung für
  dritte Regulierungsperiode 
- Energieversorger mit Netzbetrieb droht Verlust von über 20 Prozent 
  der Rentabilität ihrer Netzinvestitionen 
- Kleine und mittlere Versorger besonders betroffen
- sie könnten bis zu 35 Prozent ihres Unternehmenswertes verlieren 
- Unternehmen sollten schnell darauf reagieren - je nach Ausgangslage
  mit unterschiedlichen Strategien
   Deutsche Energieversorger verdienen vor allem an dem Betrieb der 
Stromnetze. Doch die Einnahmequelle der Netzentgelte, die Haushalte 
und Unternehmen für die Nutzung von Strom zahlen müssen, gerät in 
Gefahr. Grund: die Bundesnetzagentur hat eine Reduzierung der 
Verzinsung für die dritte Regulierungsperiode (2018-2022 Gas; 
2019-2023 Strom) beschlossen. Demnach wird der Basiszins von 3,8 
Prozent auf 2,49 Prozent sinken. Zudem wurde der Eigenkapitalzinssatz
für Strom- und Gasnetzbetreiber von 9,05 Prozent auf 6,91 Prozent für
Neuanlagen gesenkt; für Altanlagen sinkt der Zinssatz von 7,14 
Prozent auf 5,12 Prozent.
   Die Behörde reagiert damit auf das anhaltend niedrige 
Marktzinsniveau. Vor allem kleinere und mittlere Energieversorger 
müssen daher künftig negative Auswirkungen auf ihre Renditen 
befürchten. Rund 40 Prozent der Energieversorger mit Netzbetrieb 
hätten so Bedarf, rasch auf die Senkung des Zinsniveaus zu reagieren,
um einen Rentabilitätsverlust von über 20 Prozent zu vermeiden. 
Dadurch würde auch ihre Verschuldung steigen; viele Energieversorger 
würden dann an Unternehmenswert verlieren, stellen  die Roland 
Berger-Experten in ihrer neuen Studie "Endspiel im Energienetz - 
Regulierung und Rendite: Unternehmerische Strategien in Zeiten 
niedriger Zinsen" fest.
   "Investitionen in Energienetze waren früher ein attraktives 
Geschäft", sagt Torsten Henzelmann, Partner von Roland Berger. "Nun 
wird auch die letzte Profitabilitätsquelle in Frage gestellt. Die 
Senkung des Zinsniveaus wird daher zu einem Strategiewechsel bei den 
Versorgern führen: Hatten bisher Investitionen in den Netzausbau 
höchste Priorität, werden die Muttergesellschaften der Netzbetreiber 
künftig genauer hinschauen, ob sie nicht eher in Erneuerbare Energien
investieren sollen."
   Durch die Zinsanpassung sinkt die Rentabilität der 
Netzinvestitionen von heute 6,5 Prozent auf etwa 4,7 Prozent und 
liegt damit etwa unter dem Niveau von Windanlagen an Land, die 
aktuell eine Rentabilität zwischen 5 und 6 Prozent garantieren. Zudem
ist für die Zukunft eine weitere Herabsetzung der Zinsen zu erwarten.
"Wir gehen für die vierte Regulierungsperiode 2024 bis 2028 von einer
weiteren Senkung des Basiszinses aus, auf dann 1,1 Prozent", sagt 
Henzelmann. "Sollten die Zinsen an den Kapitalmärkten irgendwann doch
wieder steigen, werden die Netzrenditen trotzdem noch lange niedrig 
bleiben, weil sie über Jahre eingefroren sind."
   Kleine und mittlere Energieversorger stärker betroffen 
   Insgesamt fällt der Effekt der Zinsanpassung für kleinere und 
mittlere Energieversorger - vor allem auf kommunaler Ebene - stärker 
aus als für große Energieversorger mit konventioneller Erzeugung. 
Denn kleinere Versorger haben in der Vergangenheit stärker in die 
Netzinfrastruktur investiert. Allerdings leiden auch die ohnehin 
stark verschuldeten größeren Versorger mit konventioneller 
Stromerzeugung: Ihr Verschuldungsgrad erhöht sich wegen der 
Zinsanpassung auf ein bedenkliches Niveau. Hinzu kommt: Die 
Profitabilität aller Netzbetreiber leidet schon erheblich, weil die 
Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung der Branche zusätzliche 
Kosten für neue Infrastruktur, Hard- und Software stemmen müssen.
   Die Situation auf dem Energiemarkt und die Entwicklung der 
Netzrendite zwingen deshalb die Energieversorger und ihre Eigentümer 
zum Handeln. Denn durch die Zinsänderung verlieren ihre Unternehmen 
an Wert: Von einem Wertverlust von bis zu 35 Prozent gehen die Roland
Berger-Experten aus.
   Vier Handlungsoptionen für Netzbetreiber 
   Um eine Schieflage zu vermeiden, sollten Energieversorger auf die 
aktuellen Veränderungen mit einer Anpassung ihrer Geschäftsstrategie 
schnell reagieren. Obwohl die jeweilige Strategie stark vom einzelnen
Unternehmen abhängt, empfehlen die Roland Berger-Experten in ihrer 
Studie vier allgemeine Handlungsoptionen:
   1. Zügige Desinvestition: Das gilt für Unternehmen, die einerseits
stark von der Zinsanpassung betroffen sind und andererseits keine 
günstigen Finanzierungskonditionen realisieren können.
   2. Leadership-Strategie: Versorger, die unter großem 
Handlungsdruck stehen, aber über eine gute Bonität verfügen und ihre 
Finanzierung bereits optimiert haben, sollten über eine Ausweitung 
ihres Engagements im Netz nachdenken, etwa durch Zukauf von 
Netzgesellschaften.
   3. Nischenstrategie: Auch Unternehmen, die heute aufgrund 
moderater Investitionen nicht unter akutem Handlungsdruck stehen, 
sollten ein verstärktes Engagement im Netz erwägen. Dabei sollten sie
sich auf Netzgesellschaften mit gemeinsamen Eigenschaften 
fokussieren, zum Beispiel mit einheitlich hohen oder geringen 
Investitionsaktivitäten.
   4. Harvest-Strategie bzw. langsame Desinvestition: Unternehmen, 
die wegen geringer Bonität keinen Zugriff auf günstiges Fremdkapital 
haben und heute nur in geringem Ausmaß im Netz investiert sind, 
sollten ihre Investitionen weiter zurückfahren und langfristig einen 
vollständigen Rückzug erwägen.
   "Diese strategischen Optionen stellen allgemeine Leitlinien dar 
und sollten systematisch im Einzelfall bewertet werden", sagt Roland 
Berger-Partner Henzelmann. "Eines empfehlen wir jedoch 
uneingeschränkt: Alle Unternehmen sollten die jüngste Zinsanpassung 
und ihre Auswirkung auf das eigene Geschäft genauer unter die Lupe 
nehmen. Entsprechend sollten dann die Energieversorger schnell darauf
reagieren, um auf dem Markt erfolgreich zu bestehen."
   Die Studie können Sie hier herunterladen: 
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   Roland Berger 
   Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit 
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Datum: 13.10.2016 - 03:47 Uhr
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