Neue Leitlinien zur Behandlung von Aorten-Erkrankungen veröffentlicht
Erkrankungen an der Herzschlagader, der Aorta, zählen seit Jahren zu den häufigen Todesursachen in den westlichen Industrienationen: Allein an den Auswirkungen der Arterienverkalkung, der Arteriosklerose, sterben derzeit mehr Menschen als an Krebs oder Infektionskrankheiten. Entsprechend wichtig sind Fortschritte bei der Diagnosefindung und Behandlung. Auf dem „ESC Congress 2014“ der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona konnten nun neue Leitlinien mit erweiterten Anleitungen, Hilfestellungen und Entscheidungshilfen von Prof Dr. Raimund Erbel, Essen, und Prof. Dr. Victor Aboyans, Limoges, Frankreich, herausgegeben werden. Entwickelt wurden diese von einer Task Force, die sich aus 20 internationalen Herz-Experten der ESC zusammensetzte. Ziel ist es, weltweit noch mehr Patienten mit Erkrankungen der Aorta helfen zu können.
(businesspress24) - Als Leiter der Task Force verspricht sich Prof. Dr. Raimund Erbel, Direktor der Klinik für Kardiologie des Westdeutschen Herzzentrums am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) von den neuen Leitlinien einen deutlichen Behandlungsfortschritt: „Die bisherigen Empfehlungen wurden bereits im Jahr 2001 veröffentlicht. Diese beschränkten sich nur auf die Aorta im Brustbereich und die Diagnose und die Behandlung von Aorten-Dissektionen, also Einrissen der Gefäßwand der Hauptschlagader. Die neuen Leitlinien berücksichtigen nun auch die Erkrankungen der Bauchschlagader, insbesondere die Aneurysmen an der Bauchaorta. Auch Krankheiten wie Aorten-Entzündungen, Aorten-Tumoren und ganz wichtig: angeborene Erkrankungen sowie Erbkrankheiten der Aorta werden besprochen“, so Prof. Erbel.
Erstmals enthalten sei auch Flussdiagramm zur Entscheidungsfindung beim „akuten Aorten-Syndrom“. Unter dieser Bezeichnung fassen Ärzte und Forscher zahlreiche akute Aorten-Erkrankungen zusammen, ähnlich wie beim „akuten Koronarsyndrom“, das für zahlreiche Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht. Das Flussdiagramm unterstützt die behandelnden Ärzte bei der Feststellung, ob das Leben der Patienten bedroht ist und welche weiteren Diagnose- und Behandlungsschritte umgehend und gezielt eingeleitet werden sollten. Das ist wichtig, da diese Erkrankungen eine hohe Letalität aufweisen, die stündlich zunimmt. „Insgesamt erhalten Herzspezialisten auf der ganzen Welt mit den neuen Leitlinien standardisierte Hilfestellungen zu deutlich mehr Aorta-Krankheiten als bisher. Damit sind sie im Ernstfall besser gerüstet und können schneller die richtigen Entscheidungen treffen. Da es bei Aorta-Erkrankungen oftmals um Sekunden geht, kann das die Leben vieler Patienten retten“, erläutert Prof. Erbel.
In den letzten 13 Jahren sind erhebliche Fortschritte in der Bildgebung durch die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) erzielt worden, die eine viel detailliertere Untersuchung der Hauptschlagader erlauben als bisher und auch am UK Essen zum Einsatz kommen. So sei es mittlerweile möglich, die Aorta bei jedem Patienten mit Hilfe einer Software in 3D nachzubilden und die Gesamtstruktur der Hauptschlagader zu untersuchen.
Aus Essen wurde zudem die Weiterentwicklung von Diagnostik und Therapie durch die Entwicklung eines Hybridraumes unterstützt. In diesem Herzkatheter-Labor können neben Katheter-basierten Eingriffen mit Implantation von Aortenstents bei Bedarf auch komplette komplexe operative Behandlungen mit Unterstützung der Anästhesie erfolgen. Diese Fortschritte hätten die Neuauflage der Leitlinien erst möglich gemacht, ist sich Prof. Erbel sicher, da z. B. neue Behandlungskonzepte aufgenommen wurden, die sich erst durch den Hybridraum ergeben konnten.
Um die Verbesserungen im klinischen Alltag umzusetzen, empfehlen die Spezialisten der ESC, in Krankenhäusern eigene „Aorten-Zentren“ mit Fachärzten aus der Kardiologie, der Radiologie, der Herz-und Gefäßchirurgie, der Kinderkardiologie und der Genetik einzurichten. „Aorten-Erkrankungen erfordern aufgrund ihrer Komplexität und vorhandenen Risikos die enge Zusammenarbeit vieler medizinischer Experten, um schnellstmöglich eine Entscheidung über die beste Vorgehensweise für jeden einzelnen Patienten fällen zu können. Daher orientiert sich das Konzept der ‚Aorten-Teams‘ an dem der Herz-Teams. Einige Zentren in Europa die bereits solche Teams einsetzen, darunter das UK Essen, haben sehr gute Erfolge erzielt. Diese sollten auch an anderen Standorten ermöglicht werden. Entsprechend regen wir die breitflächige Einführung solcher Kompetenzgruppen an“, erläutert Prof. Erbel.
Ein Grund für die Neuauflage der Empfehlung sei die demografische Entwicklung: „Aorten-Erkrankungen sind großenteils eine Erkrankung des älteren Menschen und werden analog zur Alterung in der Gesellschaft immer häufiger angetroffen. Dank der verbesserten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, neuer Best-Practice-Beispiele und klaren Empfehlungen, die in unseren Leitlinien enthalten sind, verfügen wir über die geeignete Basis, dem entgegen zu wirken. Jetzt sollten die großen Klinikzentren, die über die bereits genannten Experten verfügen, ‚Aorten-Teams‘ einrichten, damit diese die Empfehlungen umsetzen können und den Patienten eine bestmögliche Behandlung zu Gute kommt“, führt Prof. Erbel abschließend aus.
Weitere Informationen zu den neuen Leitlinien des ESC, weiteren Leitlinien und Dokumenten erhalten Sie unter folgendem Titel: 2014 ESC guidelines on the diagnosis and treatment of aortic diseases. European Heart Journal. 2014, doi:10.1093/eurheartj/ehu281 oder unter http://www.escardio.org/guidelines-surveys/esc-guidelines/Pages/GuidelinesList.aspx.
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Über das Universitätsklinikum Essen (UK Essen)
Als Krankenhaus der Maximalversorgung ist das Universitätsklinikum Essen (UK Essen) heute das größte an einem Standort zentrierte Universitätsklinikum des Ruhrgebiets und damit das „Klinikum der Metropole Ruhr“. Jedes Jahr werden rund 50.000 Patientinnen und Patienten in den 1.300 Betten stationär und 165.000 ambulant behandelt. 5.800 Experten der unterschiedlichsten Disziplinen in 27 Kliniken und 22 Instituten sind der Garant für eine exzellente und interdisziplinär angelegte Diagnostik und Therapie auf dem neuesten Stand der Forschung. Der Dreiklang aus Forschen, Lehren und Krankenversorgung bildet die übergreifende Klammer sämtlichen Wirkens am UK Essen – im Mittelpunkt steht dabei stets der Mensch. Neben den Forschungsgebieten Genetische Medizin, Immunologie und Infektiologie konzentriert sich das UK Essen seit Jahren erfolgreich auf die drei Schwerpunkte Onkologie, Herz-Kreislauf und Transplantation. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum Essen, Deutschlands größtem Tumorzentrum und onkologischem Spitzenzentrum der Deutschen Krebshilfe, dem Westdeutschen Herzzentrum Essen, in dem jährlich mehr als 2.000 Operationen durchgeführt werden, und dem international führenden Zentrum für Transplantation, in welchem mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe transplantiert werden, verfügt das UK Essen über eine herausragende Aufstellung.
Prof. Dr. Raimund Erbel
Direktor der Klinik für Kardiologie
Tel.: 0201/723-4801
raimund.erbel(at)uk-essen.de
http://www.uk-essen.de/kardiologie
Kristina Gronwald
Stellvertretende Pressesprecherin
Stabsstelle Marketing und Kommunikation
Tel.: 0201/723-3683
kristina.gronwald(at)uk-essen.de
www.uk-essen.de
Datum: 30.08.2014 - 03:53 Uhr
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