Verunsicherung vor Rapsaussaat / Nach EU-Verbot fehlen bewährte Beizmittel in diesem Herbst / Spritzungen oft einziger Ausweg / "Schildbürgerstreich aus Brüssel"
(ots) - Für Landwirte, die in diesen Wochen die 
Aussaat von Winterraps angehen, beginnt eine Saison mit vielen 
Unbekannten. Da die Europäische Union zum Schutz der Biene drei 
bewährte Insektizid-Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide für 
zwei Jahre vom Markt genommen hat, darf das Saatgut ab dieser Saison 
nicht mehr mit der bewährten Beizung ausgesät werden. Noch bleibt 
abzuwarten, was dies für die Schädlingsbekämpfung bedeuten wird; ob 
tatsächlich ein Beitrag zum Bienenschutz geleistet wird, erscheint 
dagegen fragwürdig.
   Denn obwohl bis Herbst 2013 die Rapssaat noch standardmäßig mit 
Neonikotinoden gebeizt wurde, geht es den Bienen in Europa so gut wie
lange nicht. Nach jüngsten Zahlen des unabhängigen Forschungsverbunds
COLOSS, die auf Daten von knapp 400 000 Bienenvölkern beruhen, sind 
die durchschnittlichen Überwinterungsverluste von Honigbienen in 
Europa im vergangenen Winter auf rund neun Prozent gesunken. Der Wert
liegt damit unter den als "normal" geltenden zehn Prozent. 
Europäische Honigbienen sind gesünder, als in vielen Medienberichten 
behauptet.
   "Wir sehen uns in unserer Kritik an den EU-Verboten bestätigt. 
Ohne die COLOSS-Daten überbewerten zu wollen, sind diese Ergebnisse 
aber ein Beleg dafür, dass sich der verantwortungsvolle Einsatz 
neonikotinoider Pflanzenschutzmittel und der Schutz der Biene gut 
vereinen lassen", kommentiert Volker Koch-Achelpöhler, 
Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA). "Die 
geltenden Anwendungsbeschränkungen für Neonikotinoide sind 
unverhältnismäßig. Ob sie zum Schutzziel etwas beitragen, ist mehr 
als fraglich; sicher ist nur, dass sie den Landwirten das Leben 
unnötig schwer machen."
   Ein Beispiel dafür ist der Rapserdfloh, ein Schädling, der zwar 
nicht in jedem Jahr und in allen Regionen auftritt, der aber durch 
die Saatgutbeizung mit Neonikotinoiden gut kontrolliert werden 
konnte. Droht starker Schädlingsbefall in diesem Jahr? Dafür gibt es 
deutliche Anzeichen: Auf den - aus Sicht des Schädlings - günstigen 
Oktober 2013 folgte ein milder Winter, der die Entwicklung des 
Rapserdflohs gefördert hat. Experten rechnen daher in diesem Herbst 
bei warmer Witterung mit einem starken Auftreten des Schadkäfers. 
"Was als Schutzprogramm für ein nützliches Insekt, nämlich die Biene,
gedacht war, droht zu einem Schutzprogramm für einen notorischen 
landwirtschaftlichen Schädling, den Rapserdfloh, zu werden", so 
Koch-Achelpöhler.
   Auf jeden Fall raten Pflanzenschutzberater den Landwirten in 
diesem Jahr zur aufmerksamen Schädlingsüberwachung auf ihren Feldern.
Tritt der Rapserdfloh massiv auf - und das kann regional sehr 
unterschiedlich sein -, müssten die Landwirte ihn durch großflächige 
Spritzungen bekämpfen. Bei der Kleinen Kohlfliege hingegen, einem 
weiteren Rapsschädling, steht nach dem Wegfall der neonikotinoiden 
Beizung den Landwirten kein einziges zugelassenes 
Pflanzenschutzmittel mehr zur Verfügung. "Jetzt offenbart sich, was 
für einen Schildbürgerstreich das EU-Verbot darstellt. Die in vieler 
Hinsicht vorzügliche Beizung wurde im Hauruck-Verfahren ausgesetzt 
und muss nun womöglich durch Spritzungen kompensiert werden", stellt 
Koch-Achelpöhler ernüchtert fest.
   Hintergrund: Nach einer Pattsituation im zuständigen Brüsseler 
"Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit" 
hatte die Europäische Kommission im April 2013 ein umfassendes Verbot
der drei Wirkstoffen Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam beim
Anbau einer Vielzahl wichtiger landwirtschaftlicher Nutzpflanzen 
erlassen. Das Verbot gilt seit dem 1. Dezember 2013 und ist auf zwei 
Jahre befristet. Der IVA hatte die Entscheidung damals als 
unverhältnismäßig, wissenschaftlich undifferenziert und schädlich für
die Landwirtschaft kritisiert: "Hier ist kurzfristiges politisches 
Kalkül über die Interessen der deutschen Landwirte gestellt worden. 
So zerstört man das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der 
Zulassungsregeln", kommentierte Koch-Achelpöhler damals.
   Link zur Ankündigung des Forschungsnetzwerks COLOSS: 
http://ots.de/RcTDu
   Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) vertritt die Interessen der
agrochemischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 
51 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, 
Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie. Die vom IVA vertretene 
Branche steht für innovative Produkte für eine moderne und 
nachhaltige Landwirtschaft.
Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva(at)vci.de
http://www.iva.de
      
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 18.08.2014 - 04:12 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1096691
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
Frankfurt/Main
Telefon:
Kategorie:
Nahrung- und Genussmittel
Anmerkungen:
Diese Pressemitteilung wurde bisher 46 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Verunsicherung vor Rapsaussaat / Nach EU-Verbot fehlen bewährte Beizmittel in diesem Herbst / Spritzungen oft einziger Ausweg / "Schildbürgerstreich aus Brüssel"
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Industrieverband Agrar e.V. (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).







